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Dienstag, 16. Oktober 2012

Baumgartner und der tiefe Fall für die Menschheit

15.10.12

Projekt Stratos

Baumgartner und der tiefe Fall für die Menschheit

Die Apollo-11-Mondlandung war eine Metapher für ihre Zeit: Sie verkörperte den Entdeckungsgeist der Sechzigerjahre. Was aber sagt Felix Baumgartners kontrollierter Absturz über die Gegenwart?

Extremsport oder Philosophie? Um die Welt zu betrachten, braucht man einen außerweltlichen Standpunkt. Das wusste auch Felix Baumgartner, als er sich aus 39 Kilometern Höhe zur Erde fallen ließ
© AFPExtremsport oder Philosophie? Um die Welt zu betrachten, braucht man einen außerweltlichen Standpunkt. Das wusste auch Felix Baumgartner, als er sich aus 39 Kilometern Höhe zur Erde fallen ließ

Die geheime Botschaft des Knisterns

Man musste schon sehr tief hineinhorchen in die Stille dieser Sendung, ins abgehackte Knistern des Sprechfunks zwischen Baumgartner und Bodenkontrolle, man musste das kosmische Schweigen zwischen den saloppen Sprüchen der Moderatoren entziffern, um zu erkennen, was sich hier ereignete.
Es war, bis in die Details der Dramaturgie hinein, eine Wiederholung des ersten Fernsehereignisses der Menschheitsgeschichte, der Mondlandung vom 20. Juli 1969 – und das, obwohl Baumgartner in seinem Raumanzug am Ende nicht im Mondstaub stand, sondern nur in der dürren Prärie von New Mexico, auf der Erde, mit einem gewöhnlichen Westernzaun im Hintergrund.
Was wir über die Mondlandung wissen, wissen wir fast nur noch aus Überlieferungen. Jeder Roman, jede Fernsehserie, jede Biografie über die Sechzigerjahre berichtet am Rande davon, wo und wie die Live-Übertragung der Apollo-11-Mission verfolgt wurde – zuletzt sogar Arnold Schwarzenegger, der das Ereignis in seinem Bett in Los Angeles auf einem kleinen Schwarzweißfernseher verfolgte, zusammen mit der ersten Frau seines Lebens, die sich die Beine rasierte.

Psychedelischer Aufbruch

Die verrauschten Bilder von der Landung der Mondfähre im Mare Tranquillitatis, dem Meer der Ruhe, brannten sich nicht nur deshalb ins kulturelle Gedächtnis ein, weil sie ein Testfall für die neue Technik der Satellitenübertragung waren – die erste Chance, Ton und Bild auf allen Erdteilen in Echtzeit zu übertragen.
Nein, die Ankunft auf dem toten Erdtrabanten war auch eine Metapher, die den psychedelischen Aufbruchsgeist des Jahres 1969 besser fassbar machte als jeder Antonioni-Film. Es ging um eine Landnahme im Nirgendwo, um eine in den luftleeren Raum verlegte Wiederholung der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus.
Natürlich war die gespenstische Parallelwelt, die sich im Visier des Helms von Neil Armstrong spiegelte, unbewohnbar und lebensfeindlich. Aber sie stand für das Versprechen, die Grenzen unserer Welt mit den Mitteln der Wissenschaft in Zonen zu verschieben, von denen vorher nur mondsüchtige Poeten geträumt hatten. Jeder zeitlupenhafte Sprung der Astronauten sandte die Botschaft zur Erde, dass selbst die Gesetze der Schwerkraft nur eine eingeschränkte Herrschaft über den Menschen besitzen.

Red Bull verleiht Flügel

Welche Nachricht verschickte Servus TV am Sonntagabend an die Weltgesellschaft? Für welches Versprechen steht das Projekt Red Bull Stratos, das eben nicht von der zusammengesparten Nasa organisiert wurde, sondern vom erfolgreichen Hersteller eines Getränks, das vor allem dazu dient, in der Kombination mit Wodka die im Nachtleben nötigen Energiereserven freizusetzen?
Auch Felix Baumgartner hat sich mit seinem Heliumballon weit aus der Sphäre des Irdischen emporgehoben, auch sein Rekordsprung war ein Beispiel bewundernswerter Weltflucht. Seine Einsamkeit in der Stratosphäre, wo ihn nur das Headset mit den Nerds vom Überwachungsteam verband, war sogar durch die aus dem Off eingespielten Zuschauerfragen hindurch spürbar. Um die Welt zu betrachten, braucht man einen außerweltlichen Standpunkt – diese Einsicht, die Philosophen und Raumfahrer verbindet, strahlte auch der Rekordspringer aus, der wie damals das Team um Neil Armstrong wenig redete.

Eine Tragödie im abgesicherten Modus

Trotzdem gibt es einen fast himmelweiten Unterschied zwischen der Apollo-Mission und dem Projekt Stratos. Wo jene den Mond nur als ersten Schritt zur Erschließung des Universums betrachtete, ging es Baumgartner um die Gewinnung von Fallhöhe, oder, in der Sprache der Physik, um potentielle Energie, die sich in kinetische Energie zurückverwandeln lässt. Ein Nullsummenspiel, wenn auch mit höchstem Einsatz. "Ganz schön hoch hier", so lautete der Satz, den er im kurzen Augenblick vor dem Absprung sagte, "ich komme zurück zu dir, kleine Erde."
Zeichnet man Felix Baumgartners Abenteuer als Diagramm auf, so gleicht es einer Pyramide: Aufstieg, Wendepunkt, Fall. Eigentlich sieht so seit Aristoteles das Handlungsgerüst der Tragödie aus. Doch anders als die Helden der Antike, die wie Ikarus aus Verblendung ins Unglück stürzten, hatte Baumgartner einen Fallschirm im Gepäck. Das Projekt Stratos war nichts anderes als ein kontrollierter Absturz, eine Katastrophe im abgesicherten Modus.
Auch das ist eine Zeitmetapher. Man muss Felix Baumgartner dankbar dafür sein, dass er sie, stellvertretend für alle, auf tollkühne Weise zur Aufführung gebracht hat. (welt)

Felix Baumgartner schreibt Buch über seinen Sprung


Felix Baumgartner schreibt Buch über seinen Sprung

Der Österreicher Felix Baumgartner spricht über seine Erfahrungen während des Rekordsprungs aus der Stratosphäre. 2013 soll ein Buch über die waghalsigen Aktionen des Extremsportlers erscheinen.

Felix Baumgartner (r.) und sein Mentor, Joe Kittinger, auf der Pressekonferenz nach dem Sprung aus über 39 Kilometern Höhe
© dapdFelix Baumgartner (r.) und sein Mentor, Joe Kittinger, auf der Pressekonferenz nach dem Sprung aus über 39 Kilometern Höhe

Am 12. März 2013 werde "Himmelsstürmer – Mein Leben im freien Fall" erscheinen, gab der Verlag Malik in München bekannt. Illustriert mit vielen Bildern soll der Österreicher auf 272 Seiten schildern, was er bei seinen zahlreichen Abenteuersprüngen erlebt hat, etwa als er sich 2007 vom einst höchsten Gebäude der Welt in Taiwan stürzte.
Seinen Überschallsprung hat Felix Baumgartner bereits geschickt vermarktet – bald bringt der Extremsportler auch ein Buch über seine waghalsigen Aktionen heraus.
Die Krönung des Buches soll nach Verlagsangaben der Überschallsprung zur Erde sein. Den Kontakt zu Baumgartner hatte der Verlag schon länger geknüpft. "Wir wollten immer schon mit Felix Baumgartner ein Buch machen", sagte eine Verlagssprecherin.
Ein Teil des Buches ist bereits geschrieben. Nun muss Baumgartner noch seine jüngsten Erlebnisse einbringen und niederschreiben, was er während seines rasanten Falls aus fast 40 Kilometern Höhe Richtung Erde erlebt und gefühlt hat.
Baumgartner hatte am Sonntag bei seinem lange erwarteten Sprung als erster Mensch im freien Fall für kurze Zeit Schallgeschwindigkeit erreicht. Damit sprang er weit unter der Grenze zum Weltall, das nach verschiedenen Expertenmeinungen zwischen 80 und 100 Kilometer über dem Boden beginnt. Geschützt wurde er nur von einem speziellen Druckanzug.

Ausstieg aus der Kapsel lief "perfekt"

Der Österreicher war mit einer Höchstgeschwindigkeit von 1342,8 Stundenkilometern auf die Erde zugerast. Damit war er 265 Stundenkilometer schneller als der Schall. Die Mach-Zahl soll bei 1,24 gelegen haben, sagte Experte Brian Utley von der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), die sich um die Datenaufzeichnung von Rekorden in der Luftfahrt kümmert.
Die Mach-Zahl ist ein Geschwindigkeitsmaß, mit der etwa die Geschwindigkeit von Düsenjägern gemessen wird. Zudem holte er den Rekord für den höchsten bemannten Ballonflug und den höchsten Fallschirmsprung. "Ich bin jetzt sehr müde, aber glücklich", sagte Baumgartner in einer Nachricht an seine Fans über Facebook nach der Landung.
Kurz nach dem Ausstieg, der Baumgartner zufolge "perfekt" verlaufen war, begann sich der Österreicher zu drehen. "Ich war ziemlich lange Zeit damit beschäftigt herauszufinden, wie ich das stoppen konnte. Ich habe einen Arm zur Seite gestreckt, da wurde es schlimmer, dann habe ich den anderen Arm rausgestreckt, und es wurde besser", sagte der Extremsportler anschließend auf einer Pressekonferenz.

"Drücke ich den Button oder nicht?"

In diesen Sekunden habe er das Gefühl gehabt, in Schwierigkeiten zu stecken. "Ich hatte eine Taste, mit der ich den Notfallschirm auslösen konnte, um mich aus den Rotationen zu befreien. Dann wären aber die Rekorde futsch gewesen. Die Entscheidung war: Drücke ich den Button und bleibe am Leben, oder drücke ich ihn nicht und kämpfe mich da runter und durchbreche die Schallmauer."
Der Sprung fühlte sich für ihn an, "als würde man schwimmen, ohne das Wasser zu berühren". Durch den Druckanzug habe ihm das Feedback der Luft gefehlt: "Man spürt nicht, wie schnell man unterwegs ist, wenn man diesen Anzug trägt, weil man keine Anzeichen wie bei einem normalen Fallschirmsprung hat, keinen flatternden Anzug, keine Geräuschkulisse."
Auch die offizielle Anerkennung der Rekorde muss noch mehrere Wochen gewartet werden, da mehrere Organisationen prüfen müssen. "Bei seinen vorherigen Versuchen hat es rund zweieinhalb Monate gedauert, bis alles anerkannt ist", zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA eine Expertin des Österreichischen Aeroclubs, Petra Huber, der auch zustimmen muss.

Baumgartner will einige Wochen in den USA bleiben

Nach dem Spektakel mit der Landung in Roswell im US-Staat New Mexico wird der 43-Jährige zunächst einige Wochen in den USA bleiben. Es sei geplant, dass der Österreicher dort in Talkshows auftrete, sagte Sprecher Roland Bogensperger.
Über soziale Netzwerke zollten zahlreiche Prominente dem Extremsportler Respekt: "Gratulation an Felix Baumgartner für eine herausragende, inspirierende Leistung", schrieb Actionstar und Politiker Schwarzenegger auf Twitter. "Akzeptiere nie deine Grenzen – denn es gibt keine Grenzen. Viva Felix!", zwitscherte der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho.
"Gratulation Felix! Sieben Jahre Vorbereitung waren es wert. Wer sonst hielt den Atem an?", fragte der britische Milliardär Richard Branson. Playmate Gitta Saxx, die einmal mit dem Extremsportler liiert war, drückte auf Facebook die Daumen: "… bete für dich Felix."

Nasa lobt den Sprung "vom Rand des Weltalls"

Auch Luft- und Raumfahrtorganisationen feierten den Österreicher. "Sicher gelandet! Glückwunsch auch von uns an Felix Baumgartner, einen sehr, sehr mutigen Fallschirmspringer!", hieß es von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). Die Nasa lobte: "Gratulation an Felix Baumgartner und Red Bull Stratos zu einem Rekordsprung vom Rande des Weltalls!"
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) twitterte: "Auch wir sind erleichtert und freuen uns mit Felix Baumgartner und Team." Zugleich warnte das DLR vor leichtfertigen Versuchen, den Rekordsprung nachzuahmen.
"Die Risiken waren sehr hoch", sagte Martin Trammer, Arzt am Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. "Nur durch die perfekte fünfjährige Planung, funktionierende Technik und das Können Baumgartners war das Vorhaben beherrschbar."

Tödliche Verletzungen wären möglich gewesen

Baumgartner riskierte bei der Rekordjagd sein Leben. Er musste in seinem Druckanzug in einem perfekten Winkel aus der Kapsel abspringen und hatte dabei nur sehr geringen Spielraum. Wenn er sich überschlagen hätte oder unkontrolliert ins Trudeln gekommen wäre, hätten ihm schwerste Gesundheitsschäden wie Sehverlust und sogar tödliche Verletzungen gedroht.
Ärzte und Ingenieure aus Baumgartners Team, das vom Getränkehersteller Red Bull gesponsert wird, hatten die Risiken fünf Jahre lang analysiert. Wie viel das gesamte Unternehmen kostete, teilte das Unternehmen nicht mit.
(welt)
dpa/chm

Sonntag, 14. Oktober 2012

Stratosphärensprung - Baumgartner ist unterwegs


Baumgartner steht in ständigem Kontakt mit dem Kontrollzentrum auf der Erde.
Baumgartner steht in ständigem Kontakt mit dem Kontrollzentrum auf der Erde.(Foto: https://twitter.com/RedBullStratos/status/257508746870280192/photo/1/large)
Sonntag, 14. Oktober 2012

Projekt Stratos live bei n-tvBaumgartner ist unterwegs

Felix Baumgartner wagt einen neuen Versuch seines Überschall-Sprungs. In einer Druck-Kapsel steigt der Extremsportler an einem Heliumballon Richtung Stratosphäre. Aus 36.500 Metern Höhe will er sich dann Richtung Erde stürzen, die Hälfte der Strecke hat er bereits hinter sich. Er kommt schneller voran als erwartet. n-tv überträgt live.
Zurück geht es nur im freien Fall: Extremsportler Felix Baumgartner hat am Nachmittag seinen lang erwarteten, waghalsigen Stratosphären-Sprung gestartet. Um 9.30 Uhr Ortszeit, 17.30 Uhr MESZ, hob der 43-jährige Österreicher in Roswell im US-Staat New Mexico in seiner Kapsel unter einem riesigen Heliumballon Richtung All ab. Nach rund zweieinhalb Stunden Reise soll er 36 Kilometer Höhe erreicht haben: Von dort will er aus der Kapsel abspringen und als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrechen. n-tv überträgt seit 16.15 Uhr live.
"Ich glaub' es ist nicht nur mir ein Stein vom Herzen gefallen, sondern allen hier", sagte der Bruder des Sportlers, Gerald Baumgartner, nachdem die Kapsel einige tausend Meter Höhe erreicht hatte. Der Start galt als besonders gefährlich, da der Extremsportler sich bei Problemen erst ab einigen hundert Metern Höhe mit dem Fallschirm hätte retten können.

Schließlich so gut wie windstill

Der Start des Projekts war wegen verschiedener Probleme immer wieder verschoben worden. Zuletzt sagten die Organisatoren den Start am vergangenen Dienstag in letzter Minute wegen zu starkem Wind ab. Dies war auch der Grund, warum Baumgartner heute rund dreieinhalb Stunden nach Plan startete. Da war es dann allerdings so gut wie windstill.
Der Sportler hatte sich rund fünf Jahre auf den Sprung aus der Stratosphäre vorbereitet. Der 43-Jährige will als erster Mensch nur mit einem speziellen Druckanzug bekleidet aus der Stratosphäre springen und im freien Fall Überschallgeschwindigkeit erreichen. Ob er es tatsächlich geschafft hat, wird jedoch erst Tage später nach der genauen Auswertung aller Messwerte offiziell feststehen.

Nach 30 Sekunden Schallgeschwindigkeit

Ist er auf Absprunghöhe, tritt Baumgartner auf eine Plattform, klinkt sich aus dem Versorgungssystem der Kapsel aus und springt. Den Schätzungen nach erreicht der Extremsportler nach rund 30 Sekunden Schallgeschwindigkeit, weitere fünfeinhalb Minuten soll er im freien Fall verbringen. Dann öffnet er seinen Fallschirm und gleitet zur Erde zurück.
Die Bedingungen auf der Höhe sind für einen Menschen ohne spezielle Schutzmaßnahmen tödlich: Die Temperatur liegt beispielsweise bei etwa minus 70 Grad, wegen der geringen Luftdichte würde das Blut zu kochen beginnen. Baumgartner wird von Ärzten vom Boden aus die gesamte Zeit überwacht. Eine Gefahr ist auch, dass er beim Sprung ins Trudeln geraten und dann das Bewusstsein verlieren könnte.

Bei Erfolg vier Rekorde gebrochen

Schafft der Österreicher sein Vorhaben, stellt er gleich vier Rekorde auf: der höchste bemannte Ballonflug, der höchste Fallschirmsprung, das erstmalige Durchbrechen der Schallmauer eines Menschen und der längste freie Fall. Im Vorfeld wurde immer wieder betont, mit dem Projekt wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die Raumfahrt gewinnen zu wollen. Der Nutzen ist aber unter Experten umstritten.
Unten auf der Erde stehen in Krankenhäusern rund um den Landepunkt Druckkammern bereit, um den Springer aufzunehmen. Die sieben Ärzte des Teams haben sich ebenfalls in der Absprungzone verteilt oder warten im Hubschrauber auf ihren Einsatz. Einer von ihnen ist Jonathan Clark. Der Teamarzt will die Arbeit seiner tödlich verunglückten Frau fortführen und die Möglichkeiten des Druckanzugs erforschen. Für ihn ist keine Frage, ob der Sprung einen wissenschaftlichen Wert hat: Clarks Frau Laurel stürzte 2003 mit dem Spaceshuttle "Columbia" in den Tod. "Ich versuche für Raumfahrer den Wiedereintritt in die Atmosphäre sicher zu machen, falls etwas schief geht."
Quelle: n-tv.de, dpa

Donnerstag, 11. Oktober 2012

FELIX BAUMGARTNER - Mission abgebrochen


FELIX BAUMGARTNERMission abgebrochen

Von Jeri Clausing
Felix Baumgartner wartete, und mit ihm die ganze Welt. Immer wieder wurde der Stratosphärensprung verschoben, am Abend schließlich abgesagt. Der Wind. Eine herbe Enttäuschung für den Österreicher, am Donnerstag hat er noch eine Chance.

Der Österreicher Felix Baumgartner will von seinem Rekordsprung aus der Stratosphäre in Höhe von 37 Kilometern nicht ablassen: Nachdem am Dienstag ein Versuch wegen schlechter Wetterbedingungen kurzfristig abgebrochen werden musste, nehmen Baumgartner und sein Team nun den Donnerstag ins Visier. Das Zeitfenster allerdings ist klein, denn es ist Regen angesagt. Dies wäre der letzte mögliche Termin in diesem Jahr.
Der Extremsportler saß am Dienstag bereits in einer Spezialkapsel, als das Kommandozentrum kurz vor dem Start die Mission unterbrach. Baumgartner war über den Abbruch sichtlich enttäuscht. Er hatte den Sprung wegen einer Kaltfront bereits von Montag auf Dienstag verschieben müssen und dann wegen des starken Windes im US-Staat New Mexico mehrere Stunden lang startbereit ausharren müssen - zunächst hieß es, es sollte um 14.30 MESZ losgehen, dann wurde der Sprung immer weiter bis auf 19.30 nach hinten geschoben. Der Heliumballon, der die Kapsel tragen sollte, ist so dünn, dass er nur abheben kann, wenn die Windgeschwindigkeit unter 3,2 Kilometern pro Stunde liegt.
Nach Angaben des Meteorologen der Mission war die Windgeschwindigkeit bereits am frühen Dienstagmorgen zu stark, um den Rekordsprung zu wagen. Als der Wind anschließend ein wenig nachließ, wurde der Ballon aufgeblasen und Baumgartner ging in die Kapsel. Doch Livebilder vom Befüllen des Ballons zeigten, dass der Wind das dünne Material herumwirbelte, welches nun beschädigt sein könnte.

308 Meter in einer Sekunde fallen

Baumgartner will im freien Fall mit einer Geschwindigkeit von über 1100 Kilometern pro Stunde die Schallmauer durchbrechen. Sein Team teilte mit, einen zweiten Ballon zur Verfügung zu haben und damit einen neuen Versuch am Donnerstag anzustreben.
Der 43-jährige, auch «furchtloser Felix» genannt, will den höchsten und schnellsten freien Fall der Geschichte wagen. Der Ballon sollte Baumgartner in knapp drei Stunden mehr als drei Mal so hoch bringen, wie ein Passagierjet in der Regel fliegt. Um ihn herum soll ein Vakuum herrschen, es gibt so gut wie keinen Sauerstoff, der Luftdruck beträgt weniger als ein Prozent im Vergleich zur Erdoberfläche. Nach dem Plan sollte er nach seinem Sprung innerhalb einer halben Minute in einer Höhe von etwa 30.480 Metern Schallgeschwindigkeit erreichen, wobei er in einer Sekunde 308 Meter fallen und danach in der zunehmend dichteren Erdatmosphäre langsamer werden sollte.
Der Sprung ist äußerst gefährlich: Erblindung, Genickbruch, Blutgerinnsel oder Ohnmacht könnten dabei auftreten und für Baumgartner zu einem fatalen Ende führen. Der Sponsor Red Bull wollte das gesamte Abenteuer mit zahlreichen Kameras im Internet übertragen. Die Organisatoren kündigten mit Blick auf die Möglichkeit eines tragischen Ausgangs der Aktion an, dass die Übertragung mit 20 Sekunden Verzögerung erfolgen würde. Baumgartner hatte angekündigt, dass der Sprung aus der Stratosphäre sein letzter sein sollte.
iwi/news.de/dapd/dpa

Felix Baumgartner - Die verrückte Reise zur Erde



23. JULI 2012

EXTREMSPORTLER FELIX BAUMGARTNERDie verrückte 
Reise zurück zur Erde

 Von NORBERT MAPPES-NIEDEK
Felix Baumgartner beim Sprung vom Taipei 101-Tower. Foto: REUTERS
Ihm könnte das Blut kochen, er könnte aber 
auch erfrieren: Trotz großer gesundheitlicher 
Risiken will der Österreicher Felix Baumgartner 
als erster Mensch im freien Fall und ohne 
schützendes Flugzeug die Schallmauer durchbrechen.
Wenn es das Gefühl des freien Falls war, das Felix Baumgartner zu seinem Sprung aus 36 Kilometern Höhe bewogen hat, dann wird es eine Enttäuschung. Bei Joe Kittinger jedenfalls, seinem großen Vorspringer, mochte sich das Gefühl im Jahr 1960 nicht einstellen. Er fühlte sich eher, als hätte er auf dem Weg nach oben die Haltestelle verpasst und wäre aus Versehen im Weltall gelandet. Er fiel nicht, als er aus seiner Kapsel ausstieg. Er schwebte nur. Das heißt, er fiel schon – 31 332 Meter tief. Aber er merkte nichts davon.
In der Stratosphäre wirkt, anders als im Weltall, die Erdanziehung noch fast genauso stark wie auf der Erde. Was fehlt, sind die Wolken, die man passiert und die Berge, die immer näher kommen. Es fehlt auch der Wind, der einem um die Ohren rauscht. Es fehlt eigentlich alles hier, in 36 Kilometern Höhe. Unten sieht man eine Landkarte, oben einen pechschwarzen Himmel. Schwarz, weil es nichts gibt, worin das Sonnenlicht sich brechen könnte. Denn es fehlt hier auch die Luft.
Irgendwann in den nächsten Tagen oder im August will der 43-jährige gelernte Kfz-Mechaniker Baumgartner mit einem Heliumballon höher aufsteigen als jeder Mensch vor ihm. Alles ist minuziös geplant, nur der Tag nicht. Es muss wolkenlos und windstill sein, eine Bedingung, die vor allem im sommerlichen Arizona gegeben ist. Dort, in den USA, sind auch die Raumfahrtexperten konzentriert, die man dazu braucht. Aufsteigen wird der Extremsportler mit einer kleinen Raumkapsel, die unten am Ballon hängt. Dann, so haben es die Experten errechnet, wird es fünfeinhalb Minuten dauern, bis sein Fallschirm ihn fängt und später sanft in den Wüstensand von Arizona setzt.
Ohne es zu merken, wird der Mann aus dem Salzburger Land in diesen fünfeinhalb Minuten immer schneller fallen, wie ein Stern, der auch ständig fällt, der uns aber wie fest am Himmel angeschraubt vorkommt. Geplant ist, dass er als erster Mensch im freien Fall und ohne schützendes Flugzeug die Schallmauer durchbricht. In großer Höhe ist der Schall wegen der Kälte etwas langsamer als auf der Erde, aber immer noch über 1 000 Stundenkilometer schnell. Das merkt Felix Baumgartner dann schon: Der Schall könnte knallen wie eine Kanonenkugel.
Hat das linke Bein schon Schallgeschwindigkeit erreicht, der Kopf von Felix Baumgartner aber noch nicht, geraten Druckwellen in Kollision. Dabei kann jedes Objekt, auch Baumgartner, gewaltig in Turbulenzen geraten. Besondere Sorge mache ihm die Wechselwirkung der Schockwellen, sagt Jonathan Clark, einst Chef der Raumfahrtmedizin beim Space Shuttle der Nasa. „Das ist die größte Unbekannte.“ Gleich wiegelt Clark aber wieder ab. Da oben ist die Luft so dünn, sagt Clark, dass der Durchbruch durch die Schallmauer wohl kein „übertriebenes Wagnis“ sei.
So wie Clark pendeln die Experten alle zwischen Sensation und Sicherheit, zwischen Beunruhigung und Beschwichtigung, wenn man sie zu den Risiken des Fluges befragt. Das ist ganz im Sinn des österreichischen Getränkekonzerns Red Bull, der das Unternehmen sponsert. Der Brausehersteller spielt professionell mit solchen Ambivalenzen. Es kann nichts, es könnte aber alles passieren: Das ist die Botschaft.
Fallen wie ein Ahornsamen
Schallgeschwindigkeit sollte Baumgartner mindestens erreichen. Verfehlt er sie, kommt er über den Rekord des US-Testpiloten Kittinger kaum hinaus, und der liegt schon mehr als 50 Jahre zurück. Schnell soll Baumgartner also schon fallen, doch nicht zu schnell. Dann nämlich wird der Mann zum Propeller und fällt wie ein Ahornsamen in immer schnelleren Umdrehungen zu Boden. „Dass Felix ins Trudeln kommt, ist eine reale Gefahr“, sagt Jonathan Clark. Passiert das, kann man nichts mehr tun. „Liegt die Achse der Drehung im Oberkörper, so sackt das Blut in die Füße, und er verliert das Bewusstsein. Liegt die Drehachse unten, könnten die Folgen Augen- und Hirnblutungen sein.“
Ins Trudeln gekommen war einst Joe Kittinger bei einem Testflug. Er hatte Glück: Die Achse lag oben, und er kam nur bewusstlos auf der Erde an. Der tödliche „Red out“, wie Clark das nennt, blieb ihm erspart.
Es gibt zwei Rezepte gegen das Todestrudeln. Das eine ist eine gute Flugtechnik, wie Fallschirmspringer sie entwickeln. „Die hat Felix“, sagt Clark. Das andere Rezept ist ein kleiner Fallschirm, der über einem hängt und wie ein Stabilisierungsanker unter einem Schiff wirkt. Er bringt Ruhe in die Bewegung, verlangsamt den Fall aber auch leicht. Deshalb kommt er nur als Lebensretter zum Einsatz. Er wird automatisch ausgelöst, wenn Felix Baumgartner sich sechs Sekunden lang jeweils mehr als 3,5 Mal pro Sekunde um seine Achse dreht.
Zwischen Hitze und Kälte
Wie die Astronauten trägt Baumgartner einen Druckanzug. Reißt der Anzug an einer Stelle, beginnen Baumgartners Körperflüssigkeiten zu kochen; zuerst der Speichel, zuletzt das Blut. Mit dem Luftdruck sinkt der Siedepunkt bis weit unter Körpertemperatur. Schützen muss der Anzug auch gegen die Kälte. In 36 Kilometern Höhe ist es mit minus 23 Grad noch verhältnismäßig warm. Richtig kalt wird es beim Eintritt in die obere Schicht der Atmosphäre. Dort hält das Ozon das Sonnenlicht ab, zugleich wird kaum Wärme von der Erde zurückgestrahlt und die Temperatur sinkt auf minus 56 Grad. So kalt ist es, dass der Ballon spröde wird wie eine Christbaumkugel und dass er bei zu starkem Wind auch genauso zerplatzt.
Der Ertrag des Fluges für die Wissenschaft wird eher bescheiden sein, auch wenn das so niemand sagen möchte. Hier und da wird etwas getestet – der Raumanzug oder Bewegungsabläufe für künftige Weltraumtouristen. Jonathan Clark verweist auf den Wert für die sogenannte Ferntherapie, bei der Arzt und Patient räumlich weit auseinander sind. Ein Monitorsystem unter Baumgartners Druckanzug versorgt die Kollegen am Erdboden mit allen nötigen Daten. Es kann auch von anderen Menschen „unter extremen Bedingungen“ genutzt werden, sagt Clark, von Extremsportlern, von Feuerwehrleuten oder beim Militär.

Felix Baumgartners Rekordsprung

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Drei Männer sind bei den gewagten Unternehmen des Sponsors schon ums Leben gekommen, zuletzt der Schweizer Basejumper Ueli Gagenschatz, als er vom Zürcher Sunrise-Tower sprang. Aber der Vorwurf, der Konzern treibe Menschen in den Tod, prallt an Red Bull ab. Felix Baumgartner springt schon seit 15 Jahren für die Firma – in Schluchten, von Bergen, Brücken oder vom höchsten Gebäude der Welt, den Petronas Towers in Kuala Lumpur. Ohne das Geld des Konzerns, das in die Sicherheit des Springers fließt, wären seine Sprünge wohl noch waghalsiger.
Verrückt ist der da oben, nicht die unten. Als Joe Kittinger 1960 mit seinem Ballon aufstieg, blies sich sein rechter Handschuh nicht auf. Er merkte es sofort. Als er oben ankam, war seine Hand bis auf das Doppelte ihres Volumens angeschwollen und zu nichts mehr zu gebrauchen. Er stieg trotzdem weiter und sprang. „Hätte ich das denen unten erzählt“, so Kittinger später, „dann hätten sie mir sofort befohlen, das Unternehmen abzubrechen.“ Das wäre ihm zu peinlich gewesen. (Frankfurter Rundschau)

Baumgartners Schallmauer-Sprung - Eine medizinische Betrachtung


Ärzte Zeitung, 11.10.2012

Baumgartners Schallmauer-Sprung

Eine medizinische Betrachtung

Der Extremsportler Felix Baumgartner will sich aus 36 Kilometern Höhe in die Tiefe stürzen - und die Schallmauer durchbrechen. Die möglichen Folgen: Erblindung und eine Arm-Amputation.
Von Beate Schumacher
Im freien Fall durch die Schallmauer - wird Extremsportler die Druckwelle überleben?
Felix Baumgartner in Roswell nach dem Abbruch seines ersten Startversuchs: "Das Glück war nicht auf meiner Seite."
© Balazs Gardi / Red Bull / dpa
ROSWELL. Der Österreicher Felix Baumgartner ist professioneller B.A.S.E-Jumper - bisher machte er durch spektakuläre Sprünge von Gebäuden (B für Building), Antennen (A für Antenna), Brücken (S für Span) oder Klippen (E für Earth) auf sich aufmerksam, zum Beispiel vom Petrona Tower in Kuala Lumpur oder vom Viaduc von Millau, der höchsten Brücke der Welt.
Doch die Welt ist ihm nicht mehr genug. Mit einem Sprungplatz in der Stratosphäre will er nun so hoch hinaus wie kein anderer vor ihm.
Wenn das Wetter mitspielt, wird er am Sonntag im US-Bundesstaat New Mexico seinen Rekordsprung wagen. Am Dienstag war ein erster Versuch wegen zu starken Windes abgeblasen worden.
Auf den Sprung hat sich der 43-Jährige mit einem großen Team aus Ingenieuren, Raumfahrtexperten und Ärzten seit fünf Jahren vorbereitet.
Zum Schutz gegen Kälte, geringen Luftdruck und Wind wird er einen in der Raumfahrt üblichen Druckanzug mit Sauerstoffflaschen tragen.
In einer Kapsel, die an einem Heliumballon befestigt ist, wird er in den Himmel aufsteigen - bis auf gut 36 Kilometer Höhe, wo das Helium keinen weiteren Auftrieb bietet. Hier wird Baumgartner die Kapsel öffnen und sich in die Tiefe stürzen.

Gefahr der Bewusstlosigkeit

Nach ungefähr 30 Sekunden im freien Fall soll er mit einer Geschwindigkeit von 1100 Stundenkilometern Richtung Erde rasen - und damit als erster Mensch außerhalb eines Flugzeugs die Schallmauer durchbrechen.
"Was dabei passieren wird, lässt sich nicht vorhersagen", sagte Professor Rupert Gerzer, Leiter des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin (DLR) in Köln, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Beim Durchbrechen der Schallmauer werde es eine Druckwelle geben, die Baumgartners Körper zusammendrücken oder auch einen Arm herausreißen könne.
Um das zu verhindern, müsse Baumgartner aerodynamisch günstig, "möglichst wie ein Pfeil", durch die Luftwand fliegen.
Nach weiteren fünf Minuten im freien Fall wird Baumgartner dann, wenn alles nach Plan läuft, auf einer Höhe von 1,5 Kilometern seinen Fallschirm öffnen. Sollte er dazu nicht in der Lage sein, wird der Fallschirm automatisch aufgehen.
Außer der Schallmauer können nämlich auch starke Windböen in der Stratosphäre dem Österreicher gefährlich werden. "Wenn Baumgartner ins Trudeln gerät, ist das wie in einer Zentrifuge", sagt Gerzer.
Je nachdem, wohin das Blut gepresst wird, kann es zur Unterversorgung des Hirns oder auch zur Erhöhung des Hirndrucks und dadurch zu Bewusstlosigkeit und Erblindung kommen.

Nur eine 50-50-Chance?

Kritisch ist nach Einschätzung von Gerzer auch der Moment, wenn der Fallschirm sich öffnet und starke Bremskräfte wirksam werden.
Angesichts solcher Risiken drängt sich die Frage nach der Motivation für dieses Wagnis auf.
In einem Interview sagte Baumgartner jüngst: "Ich wollte schon immer an der Spitze stehen. Mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, dort hinzukommen. Aber je höher du kommst, desto tiefer fällst du. Davor fürchten sich die meisten Leute. Ich nicht."
Wenn alles gut geht, wird Baumgartner mit seinem Sprung gleich mehrfach an der Spitze stehen: Er hält dann den Rekord für den höchsten Ballonflug, den längsten freien Fall und den schnellsten freien Fall.
Wie stehen die Chancen, dass Baumgartner seinen tiefen Fall unversehrt übersteht? Laut Gerzer ist "theoretisch alles machbar".
Immerhin wurde ja schon im Jahr 1960 ein Sprung aus 31 Kilometern Höhe erfolgreich absolviert, damals von Joseph Kittinger, der nun auch Mitglied von Baumgartners Team ist.
Weniger zuversichtlich äußerte sich jedoch Wolfgang Köstler von der Wiener Akademie für Flugmedizin. Gegenüber österreichischen Medien sagte er, Baumgartner habe lediglich eine 50-prozentige Chance, dass alles glattgehe. (ärztezeitung)