Hallo liebe Radsport-Fans,
Mark Cavendish hat in der ersten Giro-Woche mit zwei Siegen wieder einmal für Furore gesorgt. Der Weltmeister ist in den letzten Jahren reifer geworden. Cavendish ist der sprintstärkste Mann, den ich jemals gesehen habe.
Besonders aufgefallen ist mir in letzter Zeit, dass Cavendish inzwischen auf welligem Terrain wesentlich besser zurechtkommt als in der Vergangenheit. Ich kann mich auch an Zeiten erinnern, wo er regelmäßig am ersten Berg abreißen ließ. Bei seinem Sieg auf der 5. Giro-Etappe waren Tyler Farrar, Thor Hushovd und Andrea Guardini im Schlusssprint bereits abgehängt. Cavendish hat den Spurt gegen Matthew Goss sicher nach Hause gefahren.
Sprinter sind von einem besonderen Schlag. Wenn "Cav" & Co. den roten Teufelslappen auf dem letzten Kilometer sehen, blenden sie alles um sich herum aus. Dann rauschen sie dem Ziel mit 60 km/h entgegen und treten auf den letzten Metern über 1.500 Watt. Wer Angst hat, hat verloren.
Wie Erik Zabel hat Cavendish den richtigen Riecher und ein gutes Auge dafür, wann er den Schlusssprint anziehen muss. "Ete" war ebenfalls ein sehr schneller Mann, der viele Tagessiege eingefahren hat. Am stärksten war Zabel auf besonders anspruchsvollen Etappen. War er zum Schluss noch dabei, gehörte er immer zu den Sieganwärtern.
Zabel hat viele Rennen mitbestimmt und ist clever gefahren. Mit Mario Cipollini, Tom Steels, Alessandro Petacchi und Tom Boonen hatte Zabel in seiner Karriere stets starke Konkurrenz. Alles in allem war Zabel im direkten Vergleich mit Cavendish der komplettere Fahrer.
Sprinter kennen keine Freunde
Für mich war die Sprinterei nichts. Ich war immer heilfroh, wenn ich im Finale nicht reinhalten musste. Schließlich geht es im Massensprint extrem hektisch zu. Sprinter halten noch mal ganz anders rein. Deshalb kommt es hier und da auch zu Stürzen. Die Jungs haben ein besonderes Gespür für das richtige Hinterrad und drängeln können sie auch. Den Sieg vor Augen, kennt ein Sprinter keine Freunde.
Besonders während der Tour de France habe ich mich gerne als Anfahrer zur Verfügung gestellt, um mich von gefährlichen Stürzen fernzuhalten. Meistens haben wir zehn Kilometer vor Ende der Etappe losgelegt, um das Peloton zu kontrollieren. Zwei Kilometer vor dem Ziel habe ich mich ausgeklinkt. Auf den letzten 1.000 Metern sind dann endschnelle Fahrer wie Rolf Aldag in die Bresche gesprungen.
Geht es nach dem Lehrbuch, hat der Sprinter auf dem letzten Kilometer gerne zwei Fahrer aus dem eigenen Team vor sich. Der erste verabschiedet sich an der 500-Meter-Marke, der zweite 200 Meter vor der Ziellinie, dann geht die Post ab.
Das war's für heute von mir.
Euer
Jan Ullrich
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen