Dienstag, 15. Januar 2013
Radsport-Welt reagiert auf Armstrong"Es wird ein Urknall werden"
Anscheinend hat Lance Armstrong zugegeben, seit Mitte der 1990er Jahre leistungssteigernde Mittel benutzt zu haben. Die Reaktionen im Radsport-Zirkus sind geteilt. Für die einen ist und bleibt der Amerikaner ein "Phänomen". Andere halten die Beichte für kalkuliert.
Schluss mit den Lügen, das jahrelange Leugnen hat ein Ende: Lance Armstrong hat offenbar seine Dopingbeichte abgelegt. In einem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey hat der Ex-Radprofi gestanden, seit Mitte der 1990er Jahre leistungssteigernde Mittel benutzt zu haben. Das berichtet die Tageszeitung "USA Today" und beruft sich auf eine Person, der der Inhalt des Gesprächs bekannt ist.
Für Armstrong wäre diese Lebensbeichte aber eine radikale Abkehr von seinen gewohnten Verhaltensmustern. Der 41-Jährige hatte über lange Zeit alles und jeden scharf attackiert, der ihn mit Doping in Verbindung brachte. Er berief sich immer darauf, nie positiv getestet worden zu sein.
Ausgestrahlt wird die Sendung erst am Donnerstag im Oprah-Winfrey-Network (OWN). Die "New York Times" will erfahren haben, dass Armstrong angekündigt habe, gegen "mehrere mächtige Personen im Radsport" auszusagen. Somit werden vor allem auch der frühere Präsident des Weltverbandes UCI Hein Verbruggen und der amtierende UCI-Boss Pat McQuaid, die beide stark in der Kritik stehen, gespannt die Aufzeichnung verfolgen. Der UCI wird vorgeworfen, das System Armstrong gedeckt zu haben. Die Radsport-Welt erhofft sich einiges von Armstrongs Worten. Eine Übersicht:
Martin: "Es wird ein Urknall werden"
Zeitfahrweltmeister Tony Martin erwartet sich von Armstrongs Interview erschütternde Enthüllungen des gefallenen Radstars. "Es wird wieder ein Urknall werden", sagte Martin. Zur Motivation Armstrongs, dem im Zuge des Berichts der US-Antidoping-Agentur USADA seine sieben Tour-de-France-Titel aberkannt worden waren, meinte Martin: "Ich denke, dass der öffentliche Druck auch so groß geworden ist, dass er das Bedürfnis hat, reinen Tisch zu machen und mit den ganzen Schandtaten ans Licht zu kommen." Er hoffe zudem, dass Armstrong auch die Hintermänner des ausgeklügelten Doping-Systems nennen werde.
Rolf Aldag, Manager bei OmegaPharma-QuickStep, dem Profiteam, in dem Martin fährt, hofft auf Armstrongs Einfluss und traut ihm eine Rolle als Kronzeuge im Anti-Doping-Kampf zu. "Ich glaube mit dem Wissen, was Lance Armstrong über Strukturen hat, ist in der Tat eine Mitarbeit vorstellbar. Man hört ihm zu. Wenn er sich dazu entscheidet, zu sagen, wo der Fisch stinkt, kann das sehr hilfreich sein", sagte Aldag.
"Das ist alles für mich nichts Neues. Ich nehme es zur Kenntnis. Aber die Zeit von Lance und mir im Radsport liegt schon so lange zurück, dass das auf mein Leben keinen Einfluss hat, " sagte Deutschlands einziger Tour-Gewinner Jan Ullrich.
Jaksche: "Ross und Reiter nennen"
Jörg Jaksche (früherer Radprofi und geständiger Doper): "Lance Armstrong ist ein knallharter Kalkulierer und Realist. Er hat sicher erkannt, dass er mit dem wenigen Positiven, dass es für ihn noch gibt, so das bessere Ende hat. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich zum Kopf einer neuen Bewegung macht und so positioniert, dass er den Radsport ändern will", sagte der frühere Radporfi und geständige Doper Jörg Jaksche.
"Das wird für eine Menge Leute ein großer Tag, und auf eine gewisse Art auch ein ziemlich trauriger Tag für den Sport", sagte der amtierende Tour-Sieger Bradley Wiggins. "Ich verteidige niemanden, aber ich möchte sehen, ob jemand, der gedopt hat, siebenmal in Folge die Tour de France gewinnen kann. Unmöglich. Armstrong, du bleibst ein Phänomen", twitterte der Giro-Zweite von 2008, Ricardo Ricco. Ricco wurde im April 2012 vom nationalen Anti-Doping-Tribunal Italiens wegen Dopings gesperrt worden.Er führte weiter aus: "Das EPO kam ihm ja nicht zugeflogen. Er müsste Ross und Reiter nennen und zum Beispiel auch sagen, ob das mit dem Schweigegeld an die UCI so stimmt. Dann aber, auch das ist klar, kann es die UCI in dieser Konstellation nicht mehr geben."
Quelle: n-tv.de , bad/sid/dpa
n-tv mobil: "Es wird ein Urknall werden"
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