Die große Reise

2 Titangelenke in 10 Wochen ...

Die große Reise beginnt...erneut..


Diesesmal mache ich es besser...

Ich habe ein großes Ziel!

Ihr habt die Chance mich zu begleiten!


Donnerstag, 19. Januar 2012

Warum ich? Die Hoffnung stirbt zuletzt - 19.01.2012

Warum ich?


Das habe ich mich oft gefragt...


...ich glaube, jeder, der irgenwie durch eine Krankheit oder einen Schicksalsschlag oder ein Ereignis aus seiner Umlaufbahn geworfen wird, stellt auch genau diese Frage - warum ich - was habe ich falsch gemacht? Wie konnte es soweit kommen? 


Zum Schluss habe ich jeder Oma und jedem Opa nachgeschaut beim Laufen...ich habe sie richtiggehend beneided um die Fähigkeit Laufen zu können, für fast jeden selbstverständlich...außer vielleicht für behinderte Menschen..ich habe es nicht verstanden und lange Zeit dagegen gewehrt...es anzunehmen...immer versucht es zu überspielen...beim Tischtennis spielen ganz massiv Schmerzmittel eingeworfen.


Immerhin noch Spielklasse Bezirksoberliga. Anfangs hat das mich auch noch gerettet. 


Wobei eigentlich nicht wirklich - ich konnte mich entscheiden zwischen Schmerzen, schlechte Beweglichkeit und volle Konzentration oder wenig Schmerzen, schlechte Beweglichkeit und keinerlei Konzentration. Fast immer habe ich die erste Variante gewählt, weil die Schmerzen einfach keine Option für eine Wettkampfsituation sind. 


Das ganze Spiel, das war es wirklich, ein Spiel mit meiner Gesundheit, ging über einige Jahre. 


Alles in allem bestimmt 2 Jahre. Aktiv Spielen konnte ich noch bis zum Ende der Vorrunde 2010/2011 sprich bis Dezember 2010. Doch bereits im ganzen Jahr waren immer wieder Momente des Schmerzes, dass ich entweder im Training oder beim Spiel pausieren musste. Ich errinnere mich, dass ich bei einem Spiel einen solchen Schmerz verspürt habe, dass ich ich fast aufgeben musste. Aber nur fast - Aufgeben ist ja für mich keine Option - "Niemals aufgeben!", obwohl es hier wohl besser gewesen wäre. Es war beim Spiel gegen Steinfurth, ich musste mein Spiel ganz kurz unterbrechen, habe mir weitere Schmerzmittel eingeworfen und dann gings weiter - fast high, aber weniger Schmerzen und ich musste mich geschlagen geben - eigentlich nicht dem Gegner, sondern eher mir selber und meinem ungebrochenen Ehrgeiz. Das Verhalten war einfach unvernünftig. So in etwa hangelte ich mich bis 2010 durch die Saison. Ich hatte mir inzwischen einen Beutel mit Schmerztabletten zugelegt. Darin befanden such diclac dolo, aspirin, paracetamol, ibuprofen, tomapirin. 


Ich hatte mich durchs Internet und in Büchern über Medikamentenbewertungen zu den einzelnen Wirkstoffen und Wirkungen ausführlich informiert
Die Vorweihnachtszeit ist bei mir immer geprägt durch Weihnachtsmarktbesuche...das war in der Saison 2010 schon sehr schwierig, da die Schmerzen mich von langen Gehstrecken abhielten. 


Der Höhepunkt des ganzen war sicher noch ein Sturz vom Stuhl, wo ich auf dem Po landete. Das war am 31.12. , Tage später war dann Schicht im Schacht, nichts ging mehr, nur noch nichts...keinerlei Bewegung und selbst das verursachte Schmerzen. Auch das Liegen im Bett war inzwschen schwierig, mein Iliosakralgelenk machte mir unheimliche Probleme.


Die Zeit von Januar 2011 bis Ende März 2011 verbrachte ich fast nur im Bett...jeder Schritt, jede Bewegung verursachte nicht zu tolerierende Schmerzen. Diese Situation war ursächlich dafür, dass ich mich erstmals mit dem Thema Operation auseinander gesetzt habe. 


Nachdem ich mehrere Orthopäden und auch Kliniken aufgesucht hatte, fiel meine Wahl auf das OKB in Braunfels, die Orthopädische Klinik in Braunfels. 


Nach 2 Terminen war ich bereit zum Termin und vereinbarte den 01.04.2011 als OP-Termin, 1 Tag vorher die Aufnahme. Und dann kam der Termin. Ich checkte ein, ließ alle Untersuchungen machen, mein Operateur war bei mir, Dr. Kobler und dann befiel mich ein Gefühl, dass hier nicht Schluss sein kann. 


Für mich als Triathlet, der ich vom Kopf noch war, gab es kein Aufgeben. 


Die Operation war eine Kapitulationserklärung ans eigene Ego...und so entwickelte ich nochmals als letztes Aufbäumen die mentale Idee es aus eigener Kraft zu schaffen. Ich wollte heim so schnell wie möglich. Ich ließ mich abholen, malte mir in den kühnsten Gedanken aus, wie es wäre mit weniger Gewicht, wofür ich selber sorgen könnte und mit mehr Bewegung...sprich Abnehmen, Schwimmen, Radfahren..alles Dinge mit denen ich bereits sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. 


Aber alles kam leider anders. Der Sommer verlief nicht wie gewünscht, mit viel Regen war oft nicht an Radfahren zu denken, zum Schwimmen im Freibad war es zu kalt und ohne Bewegung Abnehmen klappte leider auch nicht. Ich drehte mich im Kreis. Im Teufelskreis. 


Schmerzen bedeuten Frust, Schmerzen bedeuten wenig Bewegung. Frust und wenig Bewegung bedeutet Naschen - Fressen aus Frust - als Belohnung dafür dass man die Schmerzen erträgt. Für das Naschen wird man prompt belohnt, noch mehr Gewicht, noch mehr Frust und immer noch keine Bewegung. Man kommt nicht raus. 


Jeden Tag um 10 Uhr ist die Frustrationstoleranzgrenze gegen Null, weil man in den erstem Stunden des Tages diese Schmerzen aushalten musste. Man konzentriert sich den ganzen Tag darauf die Schmerzen zu ertragen und vernichtet die komplette Lebensenergie, den Schmerzen Paroli zu bieten. 


Es ist ein täglicher Kampf, den man nicht gewinnen kann. 


Was macht einer wie ich in dieser Situation, der bisher in seinem Leben mit allem klar gekommen ist. 


"Nicht aufgeben!" in dieser Situation bedeutet was!? Nicht operieren!? So dachte ich lange...Fast das ganze Jahr 2011 dachte ich so. Gegen Ende des Jahres ist das ganze gekippt - Gott sei Dank. Mir war die Aussichtslosigkeit meiner Situation auf einmal bewusst. "Niemals aufgeben!" bedeutet hier nicht die Operation zu unterlassen und weiter zu leiden. Weiter mit seinem Schicksal hadern. Weiter Frust schieben. Weiter das körperliche Ich vom mentalen Ich zu trennen. Nein, ich habe verstanden. "Niemals aufgeben!" bedeutet hier mal Hilfe anzunehmen - Hilfe von außen - die Kontrolle mal kurz abzugeben, für den Zeitpunkt der OP - und danach wieder Gas zu geben - wieder ans Gute zu glauben, wieder an sich zu glauben - mit dem Bewusstsein es auch realisieren zu können. 


"Niemals aufgeben!" bedeutet nicht alles alleine zu schaffen, an Punkten wo man wirklich an seine Grenzen kommt. 


!Niemals aufgeben!" bedeutet nehm dein Leben an so wie es ist. Akzeptiere das, was du nicht ändern kannst und konzentriere dich auf das was du kannst. Kämpfen...ich werde kämpfen, ich werde wieder kommen, ich werde wieder sportliche Ziele umsetzten können, weil ich meine Energie nicht mehr verbrauche, um die Schmerzen zu ertragen. Nein, ich kann die ganze Energie wieder für positive Dinge nutzen. 


3 Tage nach der OP. Schmerzfrei und hoch motiviert. Meine Kreativität ist zurück. 


Ich bin wieder da. 


 Warum ich!? 
Weil es mein Schicksal ist...weil es mein Leben ist, das ich nicht leugnen kann! 


Warum ich!? Weil uns das Leben auch ab und an Aufgaben stellt...Weil es sonst zu langweilig wäre, wenn alles nur rund läuft. Eines läuft künftig wieder rund. Mein Hüftgelenk und damit auch mein Leben. 


Ich komme wieder...der Weg ist das Ziel...oder das Ziel ist der Weg...alles ist möglich wenn man daran glaubt...der Kopf muss frei sein...um das Leben zu spüren...ohne Schmerzen... 


Die Hoffnung stirbt zuletzt..ich hatte oft Hoffnung, dass es ohne OP geht. Das war die falsche Hoffnung. 


Jetzt hoffe ich, dass ich mich ganz lange meine Motivation und Lebensfreude an andere weitergeben kann...die Hoffnung stirbt zuletzt...


CU Stephan Frank - Niemals aufgeben!

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