Raelert in RegensburgIronman-Debüt mit angezogener Handbremse?
Als König Ludwig von Bayern 1807 die Walhalla am Stadtrand von Regensburg errichten ließ, verfügte er, dass dies eine Ruhmeshalle für all die "rühmlich ausgezeichneten Teutschen" sein solle. Für die Aufnahme in die Walhalla musste man mit einer Wartezeit von mindestens 20 Jahren rechnen. So lange brauchte Michael Raelert nicht zu warten mit seinem Langdistanz-Debüt. Dennoch liegt, wenn der Rostocker am kommenden Sonntag auf der Ironman-Radstrecke am Fuße eben jener Walhalla vorbeirast, fast ein Jahr zwischen seiner geplanten und der tatsächlichen Premiere auf der Langstrecke. Es war ein Jahr, geprägt von Verletzung, einem Pendeln zwischen Zweifel und Zuversicht.
Testrennen für Kopf und Körper
Nach einem in den April verschobenen Saisoneinstand, einer Radpanne in Texas und einer Rennabsage für New Orleans, scheint die Erfolgskurve von Michael Raelert mit zwei souveränen Siegen beim Ironman 70.3 Mallorca und in Rapperswil wieder in die erhoffte Richtung zu zeigen: steil nach oben. Und, Debüt hin oder her, wer in Regensburg gewinnen will, wird an einem Michael Raelert in bestechender Form vorbei müssen. Doch die will der Rostocker am Sonntag offenbar gar nicht auspacken. Das Rennen sei ein Test, das Ergebnis nur zweitrangig, schreibt Raelert auf seiner Facebook-Seite und weckt damit Erinnerungen an den Auftritt seines Bruders im vergangenen Jahr. Der hatte seine von der WTC geforderte "Pflichtaufgabe" mit einer Charity-Aktion verknüpft und war als 335. der Gesamtwertung locker ins Ziel getrabt.
Sollte Michael Raelert doch ernst machen - immerhin braucht er im Gegensatz zu seinem Bruder noch einige Punkte im Kona Pro Ranking - dürfte Dirk Bockel seinen gefährlichster Gegner im nur 16-köpfigen Profifeld werden. Für den Luxemburger mit deutschen Wurzeln ist Regensburg das erste große Saisonhighlight, ein Rennen, das er versuchen wird, mit aller Kraft zu dem Seinen zu machen. Ihm könnte auf dem weder besonders schnellen, noch langsamen Kurs seine Erfahrung auf der Langdistanz zugute kommen, das Wissen um die körperlichen und geistigen Grenzen seines Körpers. Raelert konnte diese Grenzen auf der Ironmandistanz noch nie ausloten - und hat großen Respekt davor: "Ich habe keine Angst vor den Zeiten, auch nicht vor der Geschwindigkeit, sondern vor der mentalen Herausforderung", sagte er einmal in einem Interviewtriathlon. Die körperlichen Voraussetzungen scheinen gegeben, ob er seinen Kopf gut doppelt so lange wie bisher unter Kontrolle behalten kann, wird sich - Test hin oder her - zeigen.
Teilnehmerrückgang in den Altersklassen
Flankiert wird seine Premiere von einem fast um die Hälfte geschrumpften Feld an Altersklassen-Athleten: Standen 2011 noch knapp 2.500 Athleten am Start, sind es dieses Jahr nur noch rund 1.500. Ein Einbruch, den die Organisatoren mit dem früheren Termin begründeten. Um nicht mit den Ernteaktivitäten der örtlichen Landwirte in Konflikt zu geraten, war der Termin in den Frühsommer geschoben worden. Ein Problem sieht Orga-Chef Kai Walter darin jedoch nicht. Es brauche einfach Zeit, richtig anzukommen, ist er überzeugt.
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