Stratos-Projekt - Felix Baumgartner: "Ich hänge sehr am Leben"
SALZBURG. Der Stratosphären-Sprung des Salzburger Extremsportlers Felix Baumgartner rückt immer näher. Im März absolvierte er einen ersten Testsprung, im August will er seinen Traum verwirklichen, als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer zu durchbrechen.
Aber nicht um jeden Preis: Seit fünf Jahren arbeitet Baumgartner und das Red Bull Stratos-Team mit 40 Wissenschaftern mit Präzision an dem Plan. "Ich hänge sehr am Leben, ich will auf keinen Fall sterben", sagte der Basejumper am Montag bei einem Interview im Hangar 7 in Salzburg.
"Will nicht live tödlich verunglücken"
"Das letzte Entscheidungsrecht habe ich als Athlet", so Baumgartner, der am Freitag seinen 43. Geburtstag feierte. "Aber das ist natürlich ein sehr einfacher Satz, der schnell ausgesprochen ist. Man weiß ja selber vor Ort, dass alle Leute, das gesamte Team dort ist und mit dir auf den Tag X wartet. Wenn dann eine Kleinigkeit nicht perfekt passt, ist es schon schwierig das Ganze abzublasen. Du musst für dich abschätzen können, denn Kompromisse musst du immer eingehen. Aber wie weit ist ein Kompromiss vertretbar", so Baumgartner. "Und wir wollen ja eins nicht: Live vor der Kamera tödlich verunglücken. Das willst du deiner eigenen Mutter, deiner Freundin nicht antun. Du hast eine gewisse Verantwortung deinem Sponsor gegenüber, deinen Teampartnern gegenüber. Das sind alles Leute, die einem vertrauen."
Ans Aufgeben habe er niemals gedacht, auch nicht, als aus rechtlichen Gründen das Projekt im Oktober 2010 gestoppt werden musste. "Ich habe mir im Vorfeld genau überlegt, was ich mache", sagte der 43-Jährige. "Ein Umdrehen auf halber Strecke, hat es bei mir nie gegeben."
Beim Stratos-Projekt will Baumgartner in der Wüste von New Mexiko, knapp 30 Kilometer von Roswell entfernt, mit einer Kapsel, die durch einem Ballon aufsteigen wird, aus einer Höhe von 36 Kilometer auf die Erde springen. Noch im Sommer soll der Rekordsprung stattfinden. "Im August gibt es die meisten Tage, die windstill sind und daher ist es für August geplant. Ansonsten kann man nur noch kurz davor eine Feinjustierung machen. Dann muss man in einer sehr kurzen Zeit die gesamte Mannschaft mobilisieren und sie nach Roswell bringen, was logistisch ein irrsinniger Aufwand ist."
Extremsportler denkt nicht ans Aufhören
Im März dann der erste Testsprung aus einer Höhe von 21,8 Kilometern. Erst beim vierten Anlauf hat es wetterbedingt geklappt. "Die Zeit davor war sehr aufreibend, weil man jede Nacht rausgefahren ist, jede Nacht war die Wetterprognose so, dass wir dachten, dass wir launchen würden, aber man kann es einfach nur zwei, drei Stunden vorher bestimmen. Wir reden von einem Windfenster zwischen vier und sechs Kilometer pro Stunde. Vier Kilometer pro Stunde bedeutet launchen, sechs Kilometer pro Stunden bedeutet nicht mehr", erzählte Felix Baumgartner. Es war oft zu windig, was bedeutet, dass "du dein ganzes System hochfahren musst und dann heißt es: 'Es wird nichts.'"
In sechs Minuten nach Hause
Nach jahrelanger Vorbereitung absolvierte Baumgartner den Testsprung: "Wenn du in der Kapsel sitzt und irgendwann schaukelt die Kapsel weg und du siehst, wie die Erde unter dir kleiner wird, das war schon ein Riesenmoment. Nach fünf Jahren verlässt du zum ersten Mal die Erde, weil vorher alles nur am Boden simuliert wird. (...) Das Aussteigen und draußen stehen und die Krümmung der Erde und den pechschwarzen Himmel zu sehen, war ein Riesenmoment. Du weißt in diesem Moment, dass es nur ganz wenigen Leuten vorher vorbehalten war, dort zu stehen." Baumgartner wusste, nach sechs Minuten würde er "nach Hause" kommen.
Der Probesprung verlief nach Plan, allerdings hatte Felix Baumgartner mit der Kälte an Händen und Füßen zu kämpfen. Ein weiteres Problem war der Ausfall der Funkverbindung während des freien Falls. Sobald der Extremsportler den Fallschirm öffnet, muss er per Funk seine Position bekanntgeben, um sich so rasch wie möglich in ärztliche Hände zu begeben, falls eine Embolie droht. "Es ist natürlich eine Riesenlast von meinen Schultern gefallen, weil wenn man sich fünf Jahre lang vorbereitet und du vom Papier weg planst und so viele Up and Downs hast und nie sicher bist, ob es funktioniert."
Der Sprung hätte bei Organisationen wie der NASA großes wissenschaftliches Interesse geweckt. Das Wissen der Tests, etwa Informationen über den Raumanzug, werde für die Weiterentwicklung für Raum- und Luftfahrt interessant sein, sagte der 43-Jährige. "Da möchten wir unseren Beitrag leisten."
Der Salzburger sah das Stratos-Projekt eigentlich als krönenden Abschluss seiner Karriere als Extremsportler. "Ich hab immer gesagt, dass dies mein letzter Sprung sein wird." Als zweites Standbein hatte er eine Ausbildung als Hubschrauberpilot absolviert. Doch es könne "noch nicht vorbei sein, dafür bin ich noch zu jung und zu umtriebig."
Baumgartner habe schon als Kind vom Fliegen geträumt. "Ich wollte immer die Welt von oben sehen." Wichtig sei ihm dass er vom Image "Adrenalin-Junkie" und "Wilder Hund" wegkomme. "Ich bin kein Wahnsinner, dem alles egal ist." (Quelle:nachrichten.at)
Info: www.felixbaumgartner.com
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