Finalsieg gegen Djokovic
Murray gewinnt die US Open
Andy Murray hat es geschafft: Im fünften Grand-Slam-Endspiel feierte der Schotte endlich seinen ersten Titel. In einem packenden US-Open-Finale entthronte er Titelverteidiger Novak Djokovic.
Der Olympiasieger gewann das hochspannende Match gegen den Serben mit 7:6 (12:10), 7:5, 2:6, 3:6, 6:2 und sorgte mit seinem bislang größten Erfolg für den ersten Triumph eines Briten bei einem Grand-Slam-Turnier seit 1936. "Ich bin sehr happy. Ich weiß nicht, wie ich das am Ende noch geschafft habe. Novak hat so stark gespielt", sagte Murray nach dem 4:54 Stunden langen Schlagabtausch im Arthur-Ashe-Stadium.
Murray: "So erleichtert"
Nach dem verwandelten Matchball ging der 25-Jährige an der Grundlinie in die Knie und schlug die Hände vor das Gesicht, nachdem er zuvor fast noch einen 2:0-Satzvorsprung verspielt hätte. Seine vorangegangenen vier Major-Finals hatte er allesamt verloren - zuletzt unterlag Murray Anfang Juli in Wimbledon Grand-Slam-Rekordgewinner Roger Federer (Schweiz). "Daran habe ich nicht gedacht. Ich habe bis zum Schluss gekämpft und bin jetzt so erleichtert, dass ich das geschafft habe", sagte Murray nach dem Erringen des ersehnten Grand-Slam-Titels.
Noch nie standen sich in einem Grand-Slam-Endspiel zwei Spieler gegenüber, die vom Alter her so dicht beieinanderliegen. Murray ist nur sieben Tage älter als Djokovic. Und ganz eng ging es auch im 87-minütigen ersten Durchgang zu. Nach dem mit 25 Minuten längsten Tiebreak, der je in einem US-Open-Finale gespielt wurde, nutzte Murray seinen sechsten Satzball zum 7:6 (12:10).
Lendl lächelt
Im zweiten Durchgang führte der Schotte 4:0 und 5:2, ließ Djokovic aber nochmals auf 5:5 herankommen. Seinen zweiten Satzball nutzte Murray mit einem Break zum 7:5. Doch der Lendl-Schützling zeigte plötzlich Nerven, Djokovic wurde stärker und gewann den dritten Satz in 46 Minuten 6:2 und den vierten in 51 Minuten 6:3. Die Vorentscheidung im fünften Durchgang fiel, als der Goldmedaillengewinner von London nach zwei Breaks auf 3:0 davonzog und sich danach nicht mehr aufhalten ließ.
Obwohl Djokovic wegen des erst am Sonntag zu Ende gespielten Halbfinals gegen David Ferrer einen Tag weniger Pause hatte, war dem Australian-Open-Sieger lange kein Kräfteverschleiß anzumerken. Erst im fünften Satz beim 2:5-Rückstand musste sich der Serbe die Oberschenkel massieren lassen. Murray ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und machte schließlich den Sieg perfekt. Sogar seinem Trainer Ivan Lendl huschte nach dem geschichtsträchtigen Erfolg seines Schützlings ein Lächeln über das Gesicht.
1,9 Millionen Dollar Preisgeld
Mit dem Sieg in 4:54 Stunden egalisierten Murray und Djokovic den Rekord für das längste US-Open-Finale, das bis dato Mats Wilander und der heutige Murray-Trainer Ivan Lendl 1988 bestritten hatten. Sie blieben aber noch deutlich hinter dem längsten Endspiel der Grand-Slam-Geschichte, das in diesem Jahr Djokovic und Rafael Nadal bei den Australian Open über 5:53 Stunden geboten hatten. Murray kassierte für seinen Premiere-Triumph in Flushing Meadows ein Preisgeld in Höhe von 1,9 Million Dollar und verbessert sich im Ranking um einen Rang auf Platz drei.
Australian-Open-Sieger Djokovic verpasste es indes, sich für die Niederlage im olympischen Halbfinale von London zu revanchieren. Zudem konnte der Weltranglistenzweite und fünfmalige Majorsieger nicht den 2,9-Millionen-Dollar-Jackpot knacken. Djokovic hatte die US-Open-Series im Vorfeld des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres gewonnen und hätte zusätzlich zur Flushing-Meadows-Siegprämie einen Bonus von einer Million Dollar kassieren können.
Vier verschiedene Grand-Slam-Sieger
"Ich bin enttäuscht, denn jede Niederlage ist bitter", meinte Djokovic, der sich 65 unerzwungene Fehler leistete (Murray: 56). "Ich habe alles gegeben. Es hat nicht sollen sein. Glückwunsch an Andy zu seinem ersten Grand-Slam-Titel. Er hat es absolut verdient." Als letzter Brite vor Murray hatte Fred Perry 1936 einen Grand-Slam-Titel (US Championships) gewonnen. Virginia Wade war die letzte Frau aus Großbritannien, die 1977 in Wimbledon ein Major-Tournament für sich entscheiden konnte.
Das Finale der mit 25,5 Millionen Dollar dotierten US Open musste wegen des schlechten Wetters am vergangenen Wochenende zum fünften Mal in Folge an einem Montag ausgetragen werden. Erstmals seit 2003 (Andre Agassi bei den Australian Open, Juan Carlos Ferrero bei den French Open, Roger Federer in Wimbledon und Andy Roddick bei den US Open) gibt es damit wieder vier verschiedene Grand-Slam-Turniersieger in einem Jahr. 2012 siegte Djokovic in Melbourne, Nadal in Paris, Federer in Wimbledon und jetzt Murray.
sid/dpa | Stand: 11.09.2012, 05:3
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