Ironman 70.3 GermanyAnja Beranek fliegt zum EM-Titel
Europameisterin! So richtig anfreunden konnte sich Anja Beranek mit diesem Wort bei der Pressekonferenz nach dem Rennen noch nicht. Sie werde noch mal eine Nacht darüber schlafen, erklärte die Nachfolgerin der Schweizerin Karin Thürig. Vielleicht könne sie dann realisieren, dass der Titel tatsächlich ihrer ist. Vielleicht realisiert sie dann auch, welch hochkarätige Konkurrenz sie an diesem Sommertag in Wiesbaden hinter sich gelassen hat.
Überrascht, nicht beunruhigt
Ernsthafte Sorgen musste sich Beranek um den angepeilten Titel ("Das war mein Anspruch.") eigentlich nur in den ersten Rennminuten machen. Denn die Britin Jodie Swallow, 2010 immerhin schon einmal 70.3-Weltmeisterin, zog schon kurz nach dem Start im Raunheimer Waldsee auf und davon und schwamm bis zum Schluss munter in der Spitzengruppe der Männer mit. Auch Beranek, eine bekannt starke Schwimmerin, wähnte sich beim ersten Wechsel gut im Rennen. Als sie dann erfahren habe, dass Swallow schon zwei Minuten Vorsprung hat, sei sie ziemlich überrascht gewesen, gestand die 27-Jährige später. Aus der Ruhe ließ sich Beranek davon aber nicht bringen.
Schon nach 20 Kilometern hatte sie die Lücke zur Britin geschlossen. Dann zündete sie "den Turbo am Fahrrad" und baute ihre Führung bis Kilometer 40 auf zwei Minuten aus. Das alles ohne Tacho, denn der verweigerte vom Start bis zum zweiten Wechsel seinen Dienst. Swallow, die auf dem Rad offenbar nicht den besten Tag erwischte, musste kurz darauf auch Überraschungsgast Virginia Berasategui passieren lassen. Die kleine Spanierin hatte kurzfristig gemeldet und war kurz vor dem Rennen noch in keiner Liste aufgetaucht. Davon unbeirrt, versuchte die führende Beranek, sich ein möglichst großes Polster für den Halbmarathon zu verschaffen. Berasategui kam nicht näher als zwei Minuten heran, Swallow und Julia Gajer distanzierte sie bis in die Wechselzone auf fünf beziehungsweise sieben Minuten. Würde das gegen die starken Läuferinnen reichen?
Zufriedene Gesichter im Ziel
Es reichte - auch weil Beranek beim zweiten Wechsel die richtige Entscheidung traf. "Erst habe ich ja überlegt, wieder zu verkrampfen", gab sie zu. Das passiere ihr nämlich häufig, wenn viele Gegnerinnen nach dem Radfahren knapp hinter ihr lägen. Doch dann sei sie einfach losgelaufen. Mehr musste sie auch nicht tun: Berasategui, das wurde nach und nach deutlich, würde Beranek auf dem Weg zum EM-Titel nicht mehr gefährden können. Nach heftigen Knieproblemen war die Baskin froh, überhaupt am Start zu sein. Sie büßte auf den 21 Kilometern sogar noch fast zwei Minuten auf Beranek ein. Blieb Julia Gajer. Die rollte das Feld von hinten auf. Machte Platz um Platz gut und lag bei Halbzeit des Laufens plötzlich auf dem dritten Rang. Ernsthaft in Gefahr bringen konnte aber auch sie Beranek nicht mehr. Die lief in 1:26:17 Stunden einen soliden Halbmarathon und schließlich mit mehr als vier Minuten Vorsprung als neue Europameisterin auf die Zielgerade vor dem Kurhaus von Wiesbaden. Berasetegui rettete Platz zwei mit letzter Kraft vor Gajer ins Ziel und trauerte dem verpassten Sieg keine Sekunde hinterher. "Ich habe den zweiten Platz gewonnen, nicht den ersten verloren." Auch Gajer war happy: "Ich habe alles gegeben, was ich hatte, aber Anja und Virginia waren heute einfach schneller", so die Dritte der Challenge Roth.
IRONMAN 70.3 EUROPEAN CHAMPIONSHIP 201 | FRAUEN | ||||||
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12. August 2012, Wiesbaden (GER) | ||||||
Name | Nation | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run | |
1 | Anja Beranek | GER | 4:36:09 | 23:39 | 2:42:28 | 1:26:17 |
2 | Virginia Berasategui | ESP | 4:40:30 | 25:18 | 2:43:14 | 1:27:53 |
3 | Julia Gajer | GER | 4:40:39 | 24:45 | 2:48:40 | 1:23:20 |
4 | Jodie Swallow | GBR | 4:42:26 | 22:01 | 2:50:31 | 1:26:29 |
5 | Lucy Gossage | GBR | 4:44:09 | 26:13 | 2:50:26 | 1:23:11 |
6 | Delphine Pelletier | FRA | 4:44:47 | 25:24 | 2:49:04 | 1:26:15 |
7 | Tine Deckers | BEL | 4:47:08 | 25:32 | 2:50:41 | 1:26:08 |
8 | Daniela Sämmler | GER | 4:49:34 | 25:13 | 2:52:41 | 1:27:48 |
9 | Jenny Schulz | GER | 4:50:21 | 30:18 | 2:53:13 | 1:22:47 |
10 | Eva Wutti | AUT | 4:50:51 | 26:18 | 2:48:31 | 1:31:56 |
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