Die große Reise

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Montag, 13. August 2012

Olympia 2012 - London 2012: Tränen, Träume , Triumphe


London 2012: Tränen, Träume, Triumphe

Die Olympischen Sommerspiele von London waren auch die Spiele der großen Gefühlsausbrüche. Eurosport-Reporter Tobias Laure hat die zehn emotionalsten Momente aus 17 Tagen Olympia-Wahnsinn für Sie zusammengestellt.


1. Magischer Dreiklang
Ennis, Rutherford, Farah. Drei Namen, die ab sofort für einen der größten Sporterfolge der britischen Geschichte stehen werden. Jessica Ennis war das Gesicht dieser Spiele, ihr Sieg im Siebenkampf ein emotionales Happy End. "Der Druck war so groß", fiel der 26-Jährigen ein dicker Stein vom Herzen. Weitspringer Greg Rutherford riss die 80.000 Zuschauer im Olympiastadion kurz darauf mit seinem Gold-Satz auf 8,31 Meter von den Sitzen. Eine Steigerung schien nicht mehr möglich, bis Mo Farah auf die letzte Runde der 10.000 Meter ging und mit dem dritten Gold die Arena zum Kochen brachte. "Nur wegen dieses fantastischen Publikums war ich so schnell", gab der 29-Jährige den Londonern ein großes Stück seines Triumphes ab. Als Farah, der sechs Tage später auch noch über 5000 m siegte, nach dem Rennen seine schwangere Frau Tanya auf die Bahn holte, war die magische Nacht von London perfekt.
2. Emotionale Achterbahnfahrt
Es war ein echtes Bild des Jammers! Wie Orangen, die aus einem umgefallenen Korb gekullert sind, lagen die niederländischen Hockey-Nationalspieler auf dem Platz der Riverbank Arena verstreut. Enttäuscht, frustriert, ihres goldenen Traums beraubt. 1:2 im Finale gegen Deutschland, "nur" Platz zwei, "nur" Silber. Trainer Paul von Ass reagierte großartig, sammelte seine niedergeschlagene Mannschaft um sich, während 50 Meter weiter die deutschen Spieler mit den Fans feierten. Die Ansprache des niederländischen Trainers muss ziemlich gut angekommen sein, denn kurz darauf sah man auch jubelnde Hockey-Cracks in orangenen Trikots.
3. Tränen für die Oma
Félix Sánchez stand auf dem obersten Treppchen des Podiums und weinte hemmungslos. Der 34-Jährige hatte über 400 Meter Hürden eine Goldmedaille gewonnen, die ihm kaum jemand zugetraut hatte und ein Versprechen eingelöst, das ihm so sehr am Herzen lag, wie kaum etwas anderes. "2008 bei den Spielen in Peking habe ich morgens vor meinem ersten Vorlauf erfahren, dass meine Oma gestorben ist. Da habe ich ihr versprochen, dass ich noch eine Medaille für sie hole, bevor ich zurücktrete", erzählte der Hürdensprinter aus der Dominikanischen Republik. "Als es dann bei der Siegerehrung zu regnen anfing, wusste ich, dass es die Tränen meiner Oma sind."
4. Yacoubous Ja-Wort
Isabelle Yacoubou war glücklich, sehr glücklich. Mit einen hauchdünnen 71:68-Erfolg gegen die tschechische Republik zogen die französische Basketballerin und ihre Teamkolleginnen ins Halbfinale ein. Die 26-Jährige war gerade auf dem Weg zur Dusche, als ihr zwei Mitspielerinnen etwas Unglaubliches zeigten: Auf der Tribüne stand Yacoubous Freund und hielt ein Plakat hoch. Darauf stand: "Isa Yacoubou, willst du mich heiraten?“ Die Sportlerin brach in Tränen aus, und nahm den Antrag an. "Ich habe gesagt: Ja, ja, ja und ja! Ich hätte mir keine schönere Art und keinen besseren Moment dafür vorstellen können", erzählte sie später.
5. Hartings Hürdenlauf
Was für ein Fight, was für ein Erfolg für Robert Harting. Nach dem WM-Titel 2011 und EM-Gold 2012 wurde der Diskus-Riese Olympiasieger. Harting riss sich das Trikot vom Körper und sprang wie wild auf der Laufbahn umher. Und dann das: Die Organisatoren verbaten dem 27-Jährigen die Ehrenrunde, weil bereits die Hürden aufgebaut wurden. Doch da hatten sie die Rechnung ohne den Harting gemacht. "Nicht mit mir, habe ich denen gesagt", so der frischgebackene Champion im Interview mit Eurosport. Und so ging Harting auf seine Ehrenrunde. Als er bei den Hürden ankam, legte er einen Hürdensprint ein. Die Zuschauer johlten, Harting hatte seinen Spaß und die Kampfrichter das Nachsehen.
6. Koteletten-Kult im Königreich
Einzelzeitfahren rund um den Hampton Court Palast. Eine Angelegenheit von allerhöchster Bedeutung für die britischen Fans. Denn nachdem die Tour-Helden Bradley Wiggins und Mark Cavendish im Straßenrennen leer ausgegangen waren, fieberte die Nation nun dem Kampf gegen die Uhr entgegen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Denn Wiggins, der Mann mit den Mega-Koteletten, rauschte zur Goldmedaille. Der Renner an diesem Tag: Koteletten zum Aufkleben. Und so waren sie alle ein bisschen Wiggins, die sportverrückten Briten. Seine Ernennung zum Sir scheint nur noch eine Frage der Zeit, doch der 32-Jährige sagt ohnehin: "Ich werde immer nur Brad sein."
7. Wiedergutmachung in Wimbledon
Endlich. "Das ist der größte Tag in meinem Leben." Tennisprofi Andy Murray hat erstmals in seiner Karriere ein ganz großes Einzelfinale gewonnen. Im Olympischen Finale von Wimbledon fegte der 25-Jährige den Weltranglisten-Ersten Roger Federer vom Platz. Nur wenige Wochen zuvor hatte er an Ort und Stelle das Grand-Slam-Finale gegen den Schweizer verloren. Doch die Revanche glückte. "Ein massiver Boost für die Karriere", hatte Steffi Graf dem Weltranglisten-Vierten im Falle eines Olympiasiegs prophezeit. Nach dem Match flossen bei Murray die Tränen. "Dieser Erfolg bedeutet mir unendlich viel", freute sich der Brite nach seinem Heimsieg.
8. Nur die Liebe zählt
Was wurde Usain Bolt nicht alles gefragt während dieser Olympischen Spiele. Wer ist wichtiger für Jamaika, Sie oder Bob Marley? Könnten Sie sich vorstellen, mit Wayne Rooney zusammen bei Manchester United zu stürmen? Wären Sie lieber als Jesse Owens oder als Carl Lewis auf die Welt gekommen? All das sind Fragen, die dem Superstar auf den Pressekonferenzen im Olympiastadion gestellt wurde. Schließlich ging es auch um Bolts Traumfrau. Muss sie Schauspielerin sein, oder Sängerin? Welche Kriterien legt der schnellste Mann der Welt an? Bolt dachte kurz nach, dann antwortete er nur: "It's all about falling in love." Ein paar Journalistinnen schmolzen förmlich dahin...
9. Das Streik-Drama der Shin Lam
Im ExCeL Centre kam es im Fechten zu einem an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Halbfinale. Die Südkoreanerin Shin Lam kämpfte gegen Britta Heidemann aus Deutschland und wähnte sich bereits im Degen-Finale. Doch dann wurde die Uhr von null auf eine Sekunde zurückgestellt - und in dieser minimalen Restzeit setzte Heidemann den entscheidenden Treffer. Lam konnte es nicht fassen. Die 25-Jährige brach in Tränen aus und trat auf der "Planche" einen Sitzstreik an, den sie rund 90 Minuten durchhielt. Das musste sie auch, denn Südkorea legte Protest ein. Erst als der abgewiesen wurde, konnte die Fechterin die Halle verlassen. Hätte sie die Fechtbahn vorher verlassen, wäre das als Eingeständnis der Niederlage gewertet worden. Am Ende musste Lam sogar ganz ohne Medaille abreisen, da auch das Gefecht um Platz drei verloren ging.
10. Sonne, Sand und Siegesrausch
Julius Brink und Jonas Reckermann hatten einen Traum: denn Gewinn der Goldmedaille auf der "besten Beachvolleyball-Anlage der Welt". Es war der 30-jährige Brink, der die Horse Guards Parade mit dieser Ehre versah. Und die deutschen Beach-Boys fühlten sich sauwohl im Sand von London, Stück für Stück kamen sie dem großen Ziel näher - ehe im Finale der vierte Matchball saß. Der Freudentanz danach war bühnenreif. "Ich weiß nicht, was ich zu Hause zerstört hätte, wenn ich auf dem Heimweg nur meine Olympia-Akkreditierung um den Hals gehabt hätte", erklärte ein völlig überwältigter Brink nach dem ersten Olympischen Beachvolleyball-Gold der deutschen Sportgeschichte.
(eurosport)

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