Peking 2008: Die Spiele der Gegensätze
Die XXIX. Olympischen Spiele in Peking haben viele Gesichter. Während sich die Gastgeber als Sportmacht feiern und sich für ihre angebliche Öffnung auf die Schultern klopfen, bleiben international Zweifel, ob sich China durch Olympia nachhaltig verändert hat. Neue Maßstäbe haben die Veranstalter in puncto Organisation, Wettkampfstätten und olympisches Dorf gesetzt. Der deutsche Rückblick fällt gespalten aus. Die 16 Goldmedaillen befriedigen die Ansprüche, aber vor allem in den Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik gibt es viele Enttäuschungen.
Nur einmal weint das Land des Lächelns
Die Spiele enden wie sie begonnen haben: mit einer perfekt inszenierten, bis ins kleinste Detail durchdachten Show im Pekinger "Vogelnest". Es ist nicht die einzige Gelegenheit, die China nutzt, um sich im Fokus der Welt zu profilieren. Erstmals gewinnt das Reich der Mitte die Nationenwertung mit 51 Gold-, dazu 21 Silber- und 28 Bronzemedaillen. Chinas Staatsrat wertet dies als "historischen Durchbruch". Nur einmal weint das Land des Lächelns, als ihr Liebling, Hürdensprinter Liu Xiang, verletzt aufgibt.
Sportlicher Glanz überdeckt brisante Themen
Im sportlichen und organisatorischen Bereich sind es perfekte Spiele. Themen wie mangelnde Meinungsfreiheit, Festnahmen ausländischer Tibet-Aktivisten oder Lagerhaft für zwei alte chinesische Damen, die eigens die drei eingerichteten "Protestzonen" nutzen wollten, werden aber durch den sportlichen Glanz des Spektakels Olympia überdeckt. 77 Anträge für Demonstrationen werden eingereicht. Genehmigt wird keiner. Zur Kenntnis nimmt die Welt dies kaum. Das liegt auch an Stars wie Usain Bolt und Michael Phelps. Der amerikanische Gold-Fisch krönt sich mit acht Goldmedaillen in Peking und mit nunmehr 14 Siegen zum erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten. 43 Weltrekorde werden in Peking erzielt, 25 durch die Schwimmer, an sieben ist Phelps beteiligt. Derer drei erzielt Usain "Lightning-Bolt", der seine Erfolgen über 100 und 200 Meter sowie mit der Sprintstaffel stets mit einer extrovertierten Selbstinszenierung zelebriert. Doch auch Skepsis haftet an den außerirdisch erscheinenden Leistungen des Duos.
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Steiners emotionaler Sieg
Das deutsche Gesicht der Spiele ist Gewichtheber Matthias Steiner. Der Superschwergewichtler holt sich in einem dramatischen Wettkampf die Goldmedaille, krönt sich damit zum stärksten Mann der Welt und zeigt bei der Siegerehrung ein Foto seiner rund ein Jahr zuvor tödlich verunglückten Frau. Tränen fließen nicht nur beim Olympiasieger, sondern auch bei vielen Zuschauern. Emotionaler ist eine Medaillenvergabe bei Olympischen Spielen selten gewesen. Gleich zweimal Gold gewinnen Schwimmerin Britta Steffen (50 und 100 m Freistil) und Vielseitigkeitsreiter Hinrich Romeike.(sportschau)
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