Athen 2004: Olympia kehrt heim
Die Skepsis, ob Sportstätten fertiggestellt und Sicherheit gewährleistet sein würden, beschäftigt die Öffentlichkeit noch bis kurz vor der Eröffnungsfeier am 13. August. Da haben die Spiele auch schon ihren ersten Skandal: Die griechischen Sprint-Stars Kostas Kenteris, Titelverteidiger über 200 m, und die 100-m-Zweite von Sydney, Ekaterina Thanou, verzichten nach einer verpassten Dopingprobe auf ihre Starts. Nach einem mutmaßlich fingierten Motorradunfall hatten beide zunächst Zuflucht in einer Athener Klinik gesucht. Auch sonst beherrscht das Thema Doping die Schlagzeilen: Mit insgesamt 22 werden so viele Athleten positiv getestet und ausgeschlossen wie nie zuvor. Das IOC macht deutlich, dass es unter Jacques Rogge ein sauberes Image haben will. 100-m-Sieger Justin Gatlin, der vorgeblich so schüchterne US-Boy, wird erst zwei Jahre nach seinem Olympiagold von Athen erwischt - und mit vier Jahren Sperre belegt. "Ich bin der Inbegriff einer neuen Ära", so Gatlin nach dem schnellsten 100-m-Finale der olympischen Geschichte. Sechs der sieben Endläufer rennen 10,00 Sekunden und schneller...
Ein Goldfisch namens Michael
Phelps - Superstar mit "göttlicher" Perspektive
100 und 200 Meter Schmetterling, 200 m und 400 m Lagen, 4x100 Meter Lagen und 4x200 m Freistil: Das sind die Disziplinen, in denen ein schlaksiger US-Boy bei den Spielen 2004 die Schwimmwelt aus den Angeln hebt. Schneller als Michael Phelps ist niemand. Und viel besser in der olympischen Geschichte kaum jemand: Sein Landsmann Mark Spitz hat es 1972 in München auf siebenmal Gold gebracht. Phelps holt außerdem noch zweimal Bronze, über 200 m Freistil und mit der 4x100-m-Freistil-Staffel. Mit insgesamt acht Medaillen ist Phelps der erfolgreichste Teilnehmer der Spiele und stellt die Bestmarke des russischen Kunstturners Alexander Ditjatin ein, der 1980 in Moskau ebenfalls achtmal Edelmetall holt - davon allerdings "nur" dreimal Gold. "Aus Gott wurde Mensch", schreibt der Berliner Tagesspiegel damals.
Jüngster Weltrekordler
Phelps ist in Athen längst kein Unbekannter mehr. Vier Jahre zuvor ist er in Sydney 15-jährig der jüngste männliche Schwimmer im US-Team seit 68 Jahren, bleibt aber noch ohne Medaille. Für Aufsehen sorgt er fünf Monate später, als er über 200 m Schmetterling den Weltrekord von Olympiasieger Tom Malchow bricht und zum jüngsten männlichen Schwimm-Weltrekordler aller Zeiten avanciert. Bei den Weltmeisterschaften 2001 im japanischen Fukuoka gewinnt Phelps vor Malchow Gold und verbessert seinen eigenen Rekord nochmals auf 1:54,58 Minuten. Melbourne, urteilt Schwimm-Legende Mark Spitz, sei für Phelps "wahrscheinlich ein Vorspiel für das, was wir in Peking erleben könnten". Der Seriensieger von 1972 soll Recht behalten.
Spitz' Rekord treibt Phelps weiter an
Nach seinem Olympia-Auftritt in Athen gehört Phelps zu den absoluten Superstars des internationalen Sports. Doch nachlässig wird er nicht - im Gegenteil. Die Aussicht auf Spitz' Bestmarke treibt Phelps weiter an. Bei den Weltmeisterschaften 2007 in Melbourne zeigt er mit fünf Titeln, was in Peking von ihm zu erwarten ist. Und in China gelingt Phelps tatsächlich der große Wurf: Acht Mal Gold, drei in Staffel- fünf in Einzelrennen sowie sieben Weltrekorde verbucht Phelps. Mit insgesamt 14 Olympiasiegen setzt er sich zugleich an die Spitze der ewigen Bestenliste.
Noch phänomenaler als die Sprinter präsentiert sich Schwimmer Michael Phelps. Der 19-Jährige aus Baltimore fischt mit jugendlicher Unbekümmertheit sage und schreibe sechs Goldmedaillen aus dem olympischen Schwimmbecken - plus zweimal Bronze. Den Rekord seines Landsmannes Mark Spitz von München 1972 - siebenmal Gold - verpasst der Student, dem seine Heimatstadt daraufhin einen Straßennamen widmet, nur knapp. Die deutschen Schwimmer dagegen gehen baden. Mit der Bilanz von einer Silber- und vier Bronzemedaillen wird die von Cheftrainer Ralf Beckmann ausgegebene Prognose, der größte Teil des Teams sei zu Bestleistungen im Stande, ad absurdum geführt. Weltmeisterin Hannah Stockbauer schwimmt über 400 und 800 Meter Freistil schon in den Vorläufen hoffnungslos hinterher, Weltrekordlerin Franziska van Almsick verpasst als Fünfte das angepeilte Gold über 200 Meter Freistil deutlich.
Hockey-Damen überraschen mit Gold
Mit nur zwei Silbermedaillen zeigen die deutschen Leichtathleten das schwächste Resultat seit 1912. Medaillenkandidaten wie Lars Riedel oder Boris Henry steigen verletzt aus oder bringen angeschlagen wie Astrid Kumbernuss oder Franka Dietzsch nicht die volle Leistung. Einzig Kugelstoßerin Nadine Kleinert und Speerwerferin Steffi Nerius rufen ihr Potenzial überzeugend ab. Die Glanzlichter setzen deutsche Athleten in anderen Sportarten. Im Judo mit Yvonne Bönisch, auf der Radbahn mit Wolf, Nimke, Fulst und Co. oder auf den Reitplätzen, wo von drei Team-Goldmedaillen am Ende allerdings nur eine übrig bleibt. Erfolgreicher als "geplant" präsentieren sich die Hockey-Damen: Sie bezwingen in einem dramatischen Finale die Favoritinnen aus den Niederlanden 2:1. Eine Medaillen-"Bank" bleibt Kanutin Birgit Fischer. 42-jährig paddelt Deutschlands Rekord-Olympionikin zu Gold im Vierer und Silber im Zweier und wird die erste Athletin überhaupt, die bei fünf Olympischen Spielen in Folge mindestens zwei Medaillen gewinnt.
China testet für den Ernstfall
Schon in Athen ist klar, dass die chinesische Nationalhymne der Sommerhit 2008 werden wird: 32 Mal stehen chinesische Sportler bei der Siegerehrung ganz oben. In allen Sommerspielen zuvor waren es bis dato "nur" 80 Goldmedaillen insgesamt. Und Gold gibt es nicht mehr nur in den "typisch chinesischen" Sportarten wie Badminton oder Tischtennis: Liu Xiang gewinnt über 110 m Hürden in Weltrekordzeit, Xing Huina überrennt die afrikanische Konkurrenz über die 10.000 Meter der Frauen. Selbst mit dem Kanu sichert sich China erstmals Gold. Vier Jahre später in Peking löst das Reich der Mitte die USA als erfolgreichstes Team in der Nationenwertung ab.(sportschau)
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