1968 bis 1984: Sprung in neue Dimensionen
Mexiko-City 1968: Sprünge ins nächste Jahrtausend
Er war zwar favorisiert, aber das hat niemand erwartet: Gleich im ersten Versuch trifft Weitspringer Bob Beamon (USA) den Balken genau und segelt fast bis ans Ende der Sprunggrube. Die automatische Messanlage reicht nicht, erst ein zusätzliches Maßband bringt Aufschluss: 8,90 Meter - unglaubliche 55 Zentimeter über dem bisherigen Weltrekord! Die dünne Luft in der warmen Höhe begünstigt vor allem die Schnellkraft-Athleten, die insgesamt 34 Welt- und 38 olympische Bestleistungen aufstellen. 10,2 Sekunden im Sprint über 100 Meter reichen nicht fürs Finale, in dem erstmals nur Schwarze starten - Jim Hines gewinnt in 9,95 Sekunden. Langläufern geht dagegen die Luft aus: 10.000-Meter-Weltrekordler Ron Clarke taumelt nur als Sechster ins Ziel und muss anschließend unter die Sauerstoffmaske. Hochspringer Dick Fosbury sorgt mit seiner neuen Technik für Heiterkeitsausbrüche unter den Zuschauern: Der Amerikaner überquert nach bogenförmigem Anlauf die Latte rückwärts - ein Revolutionär unter lauter Straddle-Springern. Doch am Ende lacht Fosbury, mit Gold um den Hals.
"Black Power": Politik auf dem Podest
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Für spektakuläre Bilder sorgen aber auch politische Ereignisse: der dunkelhäutige 200-Meter-Sieger Tommie Smith und Bronze-Gewinner John Carlos steigen in schwarzen Socken aufs Podium und recken zur Nationalhymne mit gebeugtem Kopf ihre schwarz behandschuhten Fäuste gen Himmel: Ein Ausrufezeichen für die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA. "Wenn wir einen Olympiasieg holen, sind wir Amerikaner, wenn nicht, schimpfen sie uns Neger", erläutern sie. Konsequenz: Beide werden vom US-Komitee suspendiert. Andere schwarze Athleten erklären sich solidarisch mit den "Rebellen". Das 400-m-Podium mit dem neuen Weltrekordler Lee Evans und den Platzierten Larry James und Ronald Freeman tut es Smith und Carlos nach.
Die Tschechin Vera Caslavska erturnt sich vier olympische Goldmedaillen; im Mehrkampf lässt sie dabei gleich drei russische Konkurrentinnen hinter sich: ein ganz eigenes politisches Symbol angesichts ihrer "Kollaboration" mit dem Widerstand nach dem gewaltsamen Ende des "Prager Frühlings" durch sowjetische Panzer. Noch im olympischen Dorf feiert sie anschließend ihre Hochzeit mit dem tschechischen Mittelstreckler Josef Odlozil.
Neckermann ältester Olympiasieger
Eine Fahne - zwei Staaten: Anders als 1956, 1960 und 1964 starten die Bundesrepublik und die DDR jeweils als eigenständiges Teams. Ein letztes Mal nutzen beide Staaten die schwarz-rot-goldene Fahne mit den fünf Ringen. Als Hymne erklingt die "Ode an die Freude" aus Beethovens 9. Sinfonie. Die Medaillen-Bilanz im "Bruderkampf" entscheidet die DDR klar für sich. Trotz erster Kontrollen, darunter auch der für Athletinnen entwürdigende Geschlechtstest, beginnt die Zeit des staatlich organisierten Dopings, damals überwiegend mit männlichen Hormonen. Dressurreiter Josef Neckermann holt im Team die Goldmedaille und wird mit 56 Jahren ältester Olympiasieger. (sportschau)
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