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Sonntag, 17. Juni 2012

IRONMAN Regensburg 2012 - Neuer Streckenrekord und glänzende Premiere


Sieger Dirk Bockel und Zweitplatzierter Michael Raelert im Ziel

Ironman Regensburg 2012Neuer Streckenrekord und glänzende Premiere

Langstrecke | 17. Juni 2012
Ein neuer Streckenrekord, ein gelungenes Debüt und ein Rennen, das so heiß war wie die Tagestemperaturen: Der Ironman Regensburg war Leistungsschau für Dirk Bockel und Feuertaufe für Michael Raelert. Ein Triathlon-Fest – trotz drastisch reduzierten Starterfeldes.
Die Steinerne Brücke verbindet die Regensburger Innenstadt mit der Donauinsel. An diesem Tag, um kurz vor fünf Uhr morgens, verband sie außerdem die früh zum Guggenberger See aufbrechenden Triathleten und die spät heimkehrenden Discobesucher, von denen die Sportler teils sehr verständnislose Blicke ernteten. Genau wie der Ironman Regensburg als solcher nicht überall in Regensburg auf Verständnis stößt. Dem heutigen Rennen war ein zähes Ringen zwischen Stadt und Organisation vorausgegangen: Zunächst musste der Termin wegen der Kollision mit der Erntezeit der lokalen Landwirte in den Frühsommer verlegt werden, dann kam ein Einbruch der Teilnehmerzahlen um die Hälfte und eine mediale Vorberichterstattung, die, trotz beschwichtigender Worte seitens der Ironman-Organisatoren, die Frage aufwirft: Wie lange wird es den Ironman Regensburg so noch geben? „Für uns ist das der schlimmste Tag der Woche“, schimpft man zum Beispiel im Restaurant Ratskeller, vor dessen Tür heute keine Tischgarnituren, sondern Absperrgitter stehen. „Ich bin froh, wenn das hier vorbei ist.“

Gas oder Bremse?

Auch Michael Raelert war froh, als „das hier“ vorbei war. Allerdings aus anderen Gründen: Der zweimalige 70.3-Weltmeister hat endlich sein Langdistanz-Debüt hinter sich, das er verletzungsbedingt um fast ein ganzes Jahr hatte verschieben müssen. Der Erwartungsdruck von außen, die eigene Gedankenspirale, was der Kopf macht, ob die Psyche stark genug ist – alles hatte fast zwölf Monate lang Zeit gehabt, sich hochzuschrauben. Vielleicht kam Raelert auch deshalb erst knapp eine halbe Stunde vor dem Schwimmstart an: Um keine Fragen mehr beantworten zu müssen, wie er es seit Tagen getan hatte. Um im Startstress nicht nachdenken zu müssen über das, was ihn erwartete. Ein wenig Druck hatte er im Vorfeld versucht herauszunehmen, indem er angekündigt hatte, „nicht Vollgas geben“, sondern in erster Linie die Kinderstiftung „Mike Möwenherz“ unterstützen zu wollen: 50 US-Dollar für jeden zurückgelegten Kilometer wollte er spenden, der Sieg sei zweitrangig. Nur: Keiner wollte ihm das so recht glauben. Der Name „Raelert“ scheint in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar verknüpft mit „galaktische Leistung“ oder zumindest mit dem Platz ganz oben auf dem Podium.

Am längeren Hebel

Zu Beginn sah es auch ganz nach einem neuen Raelert-Langdistanz-Wunder aus: Der jüngere der beiden Brüder (Andreas hält die Weltbestzeit auf der Langdistanz) knackte die zwei Jahre alte Regensburger Schwimmbestzeit mit 45:01 Minuten (2010: 45:16 Minuten). Auf dem Rad nahm er seinem Verfolger Dirk Bockel (LUX) zunächst rund drei Minuten ab – mit angezogener Handbremse? „Ich glaube nicht, dass er locker gemacht hat“, meinte sein Luxemburger Kontrahent später im Ziel. „Er war so schnell. Ich bin richtig schwarz jetzt.“  Der „Farbwechsel“, das Kämpfen, hat sich für Bockel, den Hawaii-Vierten vom vergangenen Jahr, gelohnt: Auf der zweiten Radrunde spielte er seine Erfahrung auf der Langstrecke aus und schloss nicht nur die Lücke zu Raelert, sondern nahm ihm noch gut vier Minuten ab. Den Rest des Feldes hatte das Duo ohnehin schon früh zu Statisten gemacht, ein Loch zwischen sich und den Drittplatzierten Mike Schifferle (SUI) gerissen, das bei dessen Zieleinlauf auf fast eine halbe Stunde angewachsen war. Doch auch Raelert kassierte ordentlich: Bis zu acht Minuten klafften zeitweise zwischen ihm und dem führenden Bockel. Und als ob das allein nicht schon genug wäre, finishte der 35-Jährige vom Team Leopard-Trek mit neuem Streckenrekord und in neuer persönlicher Bestzeit: 8:11:59 Stunden, gut eineinhalb Minuten schneller als Faris Al-Sultan 2010. „Bis Laufkilometer 25 hat es sogar noch Spaß gemacht“, sagte er nach Rennende. „Aber ein Ironman ist halt immer ein langer Tag. Ich freue mich jetzt auf eine Dusche, eine Massage und ein bayrisches Weißbier.“ Das – und zwar eins mit Alkohol, wie er betont – wollte sich auch Raelert für seine gelungene Langstrecken-Premiere gönnen. Auch wenn Sätze wie „Ja, einerseits freue ich mich … und andererseits eigentlich auch“ Anlass zu Spekulationen geben, dass der Rostocker nicht ganz zufrieden sei mit dem Ergebnis. Dass er doch gern seinen ersten Ironman mit einem Sieg abgeschlossen hätte. Den Ehrgeiz dafür hat er, die Voraussetzungen auch: Eine Einstandszeit von 8:18:53 Stunden bei brütend heißem Wetter und keinerlei Langdistanzerfahrung lässt noch viel erwarten. Dirk Bockel jedenfalls sieht „eine Menge Potenzial“ in Michael Raelert. Und ist damit nicht der einzige.
Bei den Frauen dominierte Heidi Sessner das Rennen. Sie finishte in 9:43:52 Stunden mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg – vor den Agegroupern Nicole Bretting (GER) und Maria Lemeseva (RUS). "Ich habe mich gar nicht getraut daran zu glauben, ich habe bis zum Ziel gekämpft. Ich bin so glücklich", freute sich Sessner über ihren ersten Ironman-Sieg.
IRONMAN REGENSBURG 2012 | MÄNNER
17. Juni 2012, Regensburg (GER)
NameNationGesamtSwim, 3,8 kmBike, 180 kmRun 42,2 km
1Dirk BockelLUX8:11:590:45:034:31:082:51:56
2Michael RaelertGER8:18:530:45:014:35:322:54:40
3Mike SchifferleSUI8:36:531:00:244:40:132:50:52
4Jens KaiserGER8:43:570:57:004:43:282:58:48
5Petr VabrousekCZE8:47:530:51:034:50:063:02:06
6Daniel HalksworthGBR8:50:380:45:054:52:183:08:59
7Andreas WolpertGER8:55:250:54:354:50:153:05:22
8Tomas MikaCZE9:14:480:50:195:10:583:09:06
9Jard BryndaCZE9:26:240:50:205:09:313:21:35
10Joan CapdevilaESP9:29:110:54:455:10:363:18:36
IRONMAN REGENSBURG 2012 | FRAUEN
17. Juni 2012, Regensburg (GER)
NameNationGesamtSwim, 3,8 kmBike, 180 kmRun, 42,2 km
1Heidi SessnerGER9:43:520:53:225:16:553:29:15
2Nicole BrettingGER9:50:181:04:555:14:113:25:39
3Maria LemesevaRUS9:52:311:02:195:20:263:23:53
4Karin GerberSUI10:00:311:07:545:15:123:30:45
5Barbara GeilhofGER10:00:481:10:185:08:043:37:05
6Myriam KleinGER10:06:161:07:355:28:353:24:03
7Inga HaudeGER10:07:010:58:265:20:493:42:21
8Barbara SchwarzSUI10:07:231:17:195:21:163:23:10
9Sabine KempterAUT10:08:320:59:385:36:273:27:51
10Anja BirnerGER10:08:451:02:345:16:373:42:29

IRONMAN Regensburg 2012 - Michael Realert im Pre-Race-Interview


Michael Raelert vor der Regensburger Cityline

Ironman RegensburgMichael Raelert im Pre-Race-Interview

Langstrecke | 16. Juni 2012
Der Countdown zu Michael Raelerts Langdistanz-Premiere läuft. Ein Interview mit dem Sieger der 70.3-Rennen auf Mallorca und in Rapperswil über seinen Respekt vor dem eigenen Kopf und den nicht ganz absoluten Willen zum Sieg.
Michael Raelert, vor Ihrem geplanten Langdistanz-Debüt in Frankfurt letztes Jahr sagten Sie, Sie hätten am meisten Angst davor, was Ihr Kopf macht. Was macht er aktuell?
Er ist immernoch meine Hauptangst. Physisch, denke ich, bin ich in der Lage, eine Langstrecke zu machen, beziehungsweise ich weiß, dass ich das kann. Wovor ich am meisten Angst habe, ist die Distanz und die damit verbundene mentale Herausforderung, die hier auf mich zukommt.
Wie wichtig waren die Siege bei den 70.3-Rennen auf Mallorca und in Rapperswil für Ihr Selbstvertrauen?
Insofern wichtig, als dass ich sehe, wo ich im Training stehe und dass das Training auch richtig anschlägt, dass ich noch auf dem richtigen Weg bin. Texas sollte die erste Überprüfung sein für Kona, für Las Vegas, für Wiesbaden, und die lief leider nicht so optimal wie ich mir das vorgestellt habe. Ich war krank, hatte einen Platten, ich war mit der Performance an sich nicht so zufrieden. Mallorca und Rapperswil waren Indikatoren dafür, dass ich doch nicht schlechter bin als letztes Jahr.
Letzte Saison haben Sie sich sehr kämpferisch gegeben. Wollten immer schneller, höher, weiter vor. Der Rolle des Favoriten entsprechen. Jetzt sagen Sie „Der Sieg ist nicht das Wichtigste“. Ein Sinneswandel?
Nein. Ich bin nach wie vor ungestüm, alle anderen Rennen will ich gewinnen. Aber meine Einstellung hier hat zwei Gründe: Es ist zum einen eine Herzensangelegenheit für mich, auf die Aktion „Mike Möwenherz“ aufmerksam zu machen (eine Initiative, die chronisch und sterbenskranke Kinder in Michael Raelerts Heimatstadt Rostock betreut, Anm. d. Red.). Das gibt der Rahmen her. Zum anderen gebe ich nicht Vollgas, weil noch drei ganz wichtige Rennen für mich auf dem Programm stehen. Das sind Wiesbaden, Las Vegas und Kona. Und ich möchte diesmal in Kona ankommen und nicht vorher irgendwo auf der Strecke bleiben. Deswegen hat dieser Wettkampf eher Erfahrungscharakter für mich.
Nicht Vollgas geben heißt…?
Ganz gemächlich werde ich es nicht angehen. Es ist immernoch ein Wettkampf und ich habe wahnsinnigen Respekt vor der Distanz. Aber die Erwartungshaltung ist eine andere, eher eine freudige, nicht „Ich muss gewinnen“, sondern ich darf hier „Mike Möwenherz“ promoten. Und darüber hinaus Erfahrung sammeln. Aber ich habe natürlich immer einen sportlichen Ehrgeiz in mir und Erfahrungen sammelt man nicht, wenn man spazieren geht, sondern wenn man einen Wettkampf spürt.
Warum haben Sie sich für Regensburg entschieden?
Das Rennen passt gut in meine Planung. Es ist ein deutscher Wettkampf und es ist immernoch die Qualifikation für Hawaii. Sonst gäbe es nur noch Frankfurt, aber da steht schon Andy (sein Bruder Andreas Raelert, Anm. d. Red.) am Start. Und unser erster gemeinsamer Wettkampf soll nach wie vor in Kona sein.