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Mittwoch, 12. September 2012

Olympia-Geschichte: 1988 bis 2008 - Athen 2004: Olympia kehrt heim


Athen 2004: Olympia kehrt heim

Sprint-Gold für das deutsche Bahnrad-Team in Athen 2004 bestehend aus Jens Fiedler,Rene Wolf und Stefan Nimke © picture-alliance / Sven Simon
Gold-Trio: die Radsportler Jens Fiedler, Rene Wolf und Stefan Nimke.
Die Skepsis, ob Sportstätten fertiggestellt und Sicherheit gewährleistet sein würden, beschäftigt die Öffentlichkeit noch bis kurz vor der Eröffnungsfeier am 13. August. Da haben die Spiele auch schon ihren ersten Skandal: Die griechischen Sprint-Stars Kostas Kenteris, Titelverteidiger über 200 m, und die 100-m-Zweite von Sydney, Ekaterina Thanou, verzichten nach einer verpassten Dopingprobe auf ihre Starts. Nach einem mutmaßlich fingierten Motorradunfall hatten beide zunächst Zuflucht in einer Athener Klinik gesucht. Auch sonst beherrscht das Thema Doping die Schlagzeilen: Mit insgesamt 22 werden so viele Athleten positiv getestet und ausgeschlossen wie nie zuvor. Das IOC macht deutlich, dass es unter Jacques Rogge ein sauberes Image haben will. 100-m-Sieger Justin Gatlin, der vorgeblich so schüchterne US-Boy, wird erst zwei Jahre nach seinem Olympiagold von Athen erwischt - und mit vier Jahren Sperre belegt. "Ich bin der Inbegriff einer neuen Ära", so Gatlin nach dem schnellsten 100-m-Finale der olympischen Geschichte. Sechs der sieben Endläufer rennen 10,00 Sekunden und schneller...

Ein Goldfisch namens Michael

Phelps - Superstar mit "göttlicher" Perspektive

Rang drei bei 200 m Freistil für Michael Phelps (USA) © picture-alliance / dpa/dpaweb
Sechsmal Gold, zweimal Bronze in Athen: Michael Phelps.
100 und 200 Meter Schmetterling, 200 m und 400 m Lagen, 4x100 Meter Lagen und 4x200 m Freistil: Das sind die Disziplinen, in denen ein schlaksiger US-Boy bei den Spielen 2004 die Schwimmwelt aus den Angeln hebt. Schneller als Michael Phelps ist niemand. Und viel besser in der olympischen Geschichte kaum jemand: Sein Landsmann Mark Spitz hat es 1972 in München auf siebenmal Gold gebracht. Phelps holt außerdem noch zweimal Bronze, über 200 m Freistil und mit der 4x100-m-Freistil-Staffel. Mit insgesamt acht Medaillen ist Phelps der erfolgreichste Teilnehmer der Spiele und stellt die Bestmarke des russischen Kunstturners Alexander Ditjatin ein, der 1980 in Moskau ebenfalls achtmal Edelmetall holt - davon allerdings "nur" dreimal Gold. "Aus Gott wurde Mensch", schreibt der Berliner Tagesspiegel damals.

Jüngster Weltrekordler

Phelps ist in Athen längst kein Unbekannter mehr. Vier Jahre zuvor ist er in Sydney 15-jährig der jüngste männliche Schwimmer im US-Team seit 68 Jahren, bleibt aber noch ohne Medaille. Für Aufsehen sorgt er fünf Monate später, als er über 200 m Schmetterling den Weltrekord von Olympiasieger Tom Malchow bricht und zum jüngsten männlichen Schwimm-Weltrekordler aller Zeiten avanciert. Bei den Weltmeisterschaften 2001 im japanischen Fukuoka gewinnt Phelps vor Malchow Gold und verbessert seinen eigenen Rekord nochmals auf 1:54,58 Minuten. Melbourne, urteilt Schwimm-Legende Mark Spitz, sei für Phelps "wahrscheinlich ein Vorspiel für das, was wir in Peking erleben könnten". Der Seriensieger von 1972 soll Recht behalten.

Spitz' Rekord treibt Phelps weiter an

Nach seinem Olympia-Auftritt in Athen gehört Phelps zu den absoluten Superstars des internationalen Sports. Doch nachlässig wird er nicht - im Gegenteil. Die Aussicht auf Spitz' Bestmarke treibt Phelps weiter an. Bei den Weltmeisterschaften 2007 in Melbourne zeigt er mit fünf Titeln, was in Peking von ihm zu erwarten ist. Und in China gelingt Phelps tatsächlich der große Wurf: Acht Mal Gold, drei in Staffel- fünf in Einzelrennen sowie sieben Weltrekorde verbucht Phelps. Mit insgesamt 14 Olympiasiegen setzt er sich zugleich an die Spitze der ewigen Bestenliste.
Noch phänomenaler als die Sprinter präsentiert sich Schwimmer Michael Phelps. Der 19-Jährige aus Baltimore fischt mit jugendlicher Unbekümmertheit sage und schreibe sechs Goldmedaillen aus dem olympischen Schwimmbecken - plus zweimal Bronze. Den Rekord seines Landsmannes Mark Spitz von München 1972 - siebenmal Gold - verpasst der Student, dem seine Heimatstadt daraufhin einen Straßennamen widmet, nur knapp. Die deutschen Schwimmer dagegen gehen baden. Mit der Bilanz von einer Silber- und vier Bronzemedaillen wird die von Cheftrainer Ralf Beckmann ausgegebene Prognose, der größte Teil des Teams sei zu Bestleistungen im Stande, ad absurdum geführt. Weltmeisterin Hannah Stockbauer schwimmt über 400 und 800 Meter Freistil schon in den Vorläufen hoffnungslos hinterher, Weltrekordlerin Franziska van Almsick verpasst als Fünfte das angepeilte Gold über 200 Meter Freistil deutlich.



Hockey-Damen überraschen mit Gold

Eine der wenigen Sensationen im deutschen Team von Athen: das Gold der deutschen Hockey-Damen © ullstein bild - ddp
Deutschlands Hockey-Damen feiern ihren Olympiasieg.
Mit nur zwei Silbermedaillen zeigen die deutschen Leichtathleten das schwächste Resultat seit 1912. Medaillenkandidaten wie Lars Riedel oder Boris Henry steigen verletzt aus oder bringen angeschlagen wie Astrid Kumbernuss oder Franka Dietzsch nicht die volle Leistung. Einzig Kugelstoßerin Nadine Kleinert und Speerwerferin Steffi Nerius rufen ihr Potenzial überzeugend ab. Die Glanzlichter setzen deutsche Athleten in anderen Sportarten. Im Judo mit Yvonne Bönisch, auf der Radbahn mit Wolf, Nimke, Fulst und Co. oder auf den Reitplätzen, wo von drei Team-Goldmedaillen am Ende allerdings nur eine übrig bleibt. Erfolgreicher als "geplant" präsentieren sich die Hockey-Damen: Sie bezwingen in einem dramatischen Finale die Favoritinnen aus den Niederlanden 2:1. Eine Medaillen-"Bank" bleibt Kanutin Birgit Fischer. 42-jährig paddelt Deutschlands Rekord-Olympionikin zu Gold im Vierer und Silber im Zweier und wird die erste Athletin überhaupt, die bei fünf Olympischen Spielen in Folge mindestens zwei Medaillen gewinnt.

China testet für den Ernstfall

Schon in Athen ist klar, dass die chinesische Nationalhymne der Sommerhit 2008 werden wird: 32 Mal stehen chinesische Sportler bei der Siegerehrung ganz oben. In allen Sommerspielen zuvor waren es bis dato "nur" 80 Goldmedaillen insgesamt. Und Gold gibt es nicht mehr nur in den "typisch chinesischen" Sportarten wie Badminton oder Tischtennis: Liu Xiang gewinnt über 110 m Hürden in Weltrekordzeit, Xing Huina überrennt die afrikanische Konkurrenz über die 10.000 Meter der Frauen. Selbst mit dem Kanu sichert sich China erstmals Gold. Vier Jahre später in Peking löst das Reich der Mitte die USA als erfolgreichstes Team in der Nationenwertung ab.(sportschau)

Olympia-Geschichte: 1988 bis 2008 - Sydney 2000: Spiele im Zeichen des "Thorpedo"


Sydney 2000: Spiele im Zeichen des "Thorpedo"

Die australische 400-m-Doppelweltmeisterin Cathy Freeman bei der Eröffnungsfeier in Sydney 2000 mit der Fackel in der Hand © ullstein bild - Reuters
Cathy Freeman entzündet das olympische Feuer.
Vier Jahre nach der Kommerz-Schlacht von Atlanta sehnt sich die olympische Familie nach einer Rückbesinnung auf alte Werte. Das klappt schon bei der Eröffnungsfeier: Die von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, abstammende 400-Meter-Läuferin Cathy Freeman entzündet in einer bewegenden Zeremonie das olympische Feuer und setzt so ein Zeichen der Verbrüderung mit der weißen australischen Bevölkerung. Eine reibungslose Organisation und die weltoffene Herzlichkeit der Gastgeber inspirieren Athleten und Publikum bei den "Grünen Spielen" - ganz im Sinne des vier Jahre zuvor so schmerzlich vermissten olympischen Geistes.

Olympia der Superlative

Cathy Freeman - Australiens Symbolfigur

Die Australierin Cathy Freeman nach ihrem Olympiasieg in Sydney 2000 © picture-alliance / dpa
Cathy Freeman nach ihrem Olympiasieg in Sydney.
Schon die Eröffnungsfeier verheißt Symbolik pur: In einem großen Wasserbassin wird das olympische Feuer entzündet. Cathy Freeman ist die Auserkorene, eine Bessere kann es nicht geben. Die Aboriginee, die Weltmeisterin, die große Hoffnungsträgerin. Schon da gibt sie ein Zeichen der Versöhnung und ab da ist sie eigentlich immer überall. Kameras verfolgen sie auch nach dem Training, jeder Schritt wird groß gezeigt.

Glanzvoller Sieg, traumatische Erfahrung

Zehn Tage später hält der Kontinent den Atem an, beim Finale über die Stadionrunde. Im grünen Ganzkörperanzug und mit Laufschuhen in den Farben ihres Stammes erkämpft sie Gold für ihr Land. 49,11 lange Sekunden - dann steht der Sieg fest, der erste einer Angehörigen der australischen Ureinwohner bei Olympia! Freeman fällt eine zentnerschwere Last von den Schultern. Minutenlang sitzt sie auf der Tartanbahn und hält inne, ehe sie die Ovationen der begeisterten Zuschauer entgegennimmt. Die Ehrenrunde nach dem glanzvollen Sieg nutzt sie zu einer besonderen Geste: Sie schwenkt zugleich die Fahne ihres Volkes und die australische. So wird Cathy Freeman zur Symbolfigur für die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in Australien, zum Gesicht der "Millennium-Spiele". "Es war wunderbar, fabelhaft, der Gipfel meiner Karriere. Aber es war auch so unglaublich traumatisch", schreibt sie drei Jahre später bei ihrem Rücktritt.

Auf der Suche nach sich selbst

Freemans Erfolg wird hochstilisiert zum Sieg der Aborigines, der unterdrückten Ureinwohner. "Es gibt Momente, in denen ich es immer noch nicht ganz fassen kann", meint sie später. "Der große Stellenwert dieses Erfolges macht mir manchmal ein bisschen Angst." Zumal sich der Erfolg nicht wiederholen lässt, wie sie erkennt. Ein Jahr nach ihrem Rücktritt am 15. Juli 2003 hat sie zwar kaum an Popularität eingebüßt, doch an Perspektive nur bedingt gewonnen. "Manchmal komme ich mir verloren vor, weil ich einfach nicht weiß, wo mein Platz in der Welt ist", gesteht sie kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 2004 in Athen, bei denen sie für das australische Fernsehen das 400-Meter-Finale kommentiert. Dem "Daily Telegraph" schildert sie ihre innere Zerrissenheit so: "I might be a champion athlete but that doesn't make me a champion person." (Ich bin vielleicht ein Meister-Athlet, aber das macht mich nicht zu einem meisterlichen Menschen".) "Laufen", so erläutert Freeman seinerzeit, "war für mich eine Flucht vor meinem chaotischen Leben". Diese Flucht hat ein Ende. Ihr Lebensmotto, als Tattoo auf ihre rechte Schulter geprägt, gilt dagegen weiter, mit allen Unwägbarkeiten: "Cos I'm free." ("Weil ich frei bin").
Der Erwartungshaltung, zur Jahrtausendwende etwas Besonderes auf die Beine stellen zu müssen, halten die Organisatoren der mit 10.651 Athleten in 300 Wettbewerben bislang größten Spiele unverkrampft stand. IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch spricht am Ende von den "besten Spielen, die es je gegeben hat". Sie sind geprägt von Top-Stars wie den Leichtathletinnen Marion Jones (die allerdings später des Dopings überführt wurde) und Cathy Freeman, Schwimm-"Wunderkind" Ian Thorpe, aber auch Birgit Fischer und 800-m-Sensationssieger Nils Schumann.

Drechsler springt noch einmal auf den Thron

Der damals 22 Jahre alte Europameister aus Großengottern setzt sich über die kurze Mittelstrecke in 1:45,08 Minuten sensationell gegen alle Konkurrenz durch. Nach verhaltener erster Runde findet Schumann erst eingangs der Zielgeraden durch die Lücke, stößt zwischen den Führenden durch und hält auch dem Schlussspurt von Weltrekordler Wilson Kipketer (1:45,14) stand. Es ist das erste Gold eines Deutschen über diese Strecke. Ihr zweites Olympia-Gold im Weitsprung holt Heike Drechsler. Die Jahrhundert-Leichtathletin setzt sich - fast 36-jährig - im Spätherbst ihrer unvergleichlichen Karriere mit 6,99 Meter zum zweiten Mal nach Barcelona 1992 durch. Erfolgreichste deutsche Sportlerin ist aber die Kanutin Birgit Fischer mit zweimal Gold - im K2 und K4. Damit schraubt die damals 38 Jahre alte Brandenburgerin ihre beeindruckende Bilanz auf sechs Olympiateilnahmen (1980 bis 2000) und insgesamt sieben Goldmedaillen. Sie ist die erste Frau überhaupt, die nach 20 Jahren (!) bei den Spielen erneut Edelmetall gewinnt.

"Big Foot" Thorpe: Aus dem Pool in die Prägeanstalt

Die weiteren Glanzlichter setzen vor allem die Schwimmer: Cathy Freemans Landsmann Ian Thorpe und der Niederländer Pieter van den Hoogenband liefern sich dramatische Duelle. Während der schmächtige Holländer die 100 und 200 Meter Freistil für sich entscheidet, gewinnt der Lokalmatador drei Titel und einmal Silber: Zweimal Gold davon (über 400 Meter Freistil und mit der 4x100-Meter-Staffel) sichert sich der damals 17-Jährige mit den schwimmflossengroßen Füßen innerhalb einer Stunde jeweils in neuer Weltrekordzeit. Kein Wunder, dass sie ihm einen neuen Spitznamen verleihen: "Thorpedo". "Ich kam mir vor wie ein Gladiator im Colosseum", empfindet der neue Nationalheld der ohnehin schon schwimmbegeisterten "Aussies" den Hype am Tag seines denkwürdigen Doppelerfolgs. 24 Stunden später prangt Thorpes Konterfei auf zwei Sonderbriefmarken.
Allerdings: Immer neue Dopingskandale machen das Ausmaß des Betrugs im internationalen Sport deutlich. Zehn Fälle gibt es in Sydney, darunter den des deutschen Ringer-Olympiasiegers Alexander Leipold: Er muss - wie fünf andere Medaillengewinner - sein Edelmetall nach positiver Probe zurückgeben. (sportschau)

Olympia-Geschichte: 1988 bis 2008 - Atlanta 1996: Die "Coca-Cola-Spiele"


Atlanta 1996: Die "Coca-Cola-Spiele"

Die Französin Marie-Jose Perec beim Start © picture-alliance / dpa
Marie-Jose Perec gewinnt in Atlanta Gold über 200 und 400 m.
Hundert Jahre nach der Olympia-Premiere der Neuzeit hätte Athen als Austragungsort konsensfähig sein können. Doch im IOC setzen sich kommerzielle Interessen durch. Die von bösen Zungen so genannten "Coca-Cola-Spiele" werden als gigantische Show inszeniert und dauern angesichts lukrativer Fernseh-Übertragungen einen Tag länger als gewohnt. Denkwürdig zumindest der Auftakt: Von seiner Parkinson-Erkrankung schwer gezeichnet, entzündet Box-Legende Muhammad Ali das Olympische Feuer. Acht Tage, am 27. Juli, später reißt ein Bomben-Attentat Athleten und Fans aus olympischen Träumen. Im Vergnügungspark "Centennial Olympic Park" im Zentrum von Atlanta geht am frühen Morgen ein Sprengsatz hoch: Zwei Menschen sterben, 111 werden verletzt. Eine Absage kommt aber nicht in Frage. Motto: "The show must go on" - Rekorde, Sieger, Emotionen, und hemdsärmeliger "american way of life" inklusive, zu dem Kommunikations-Chaos, Transportprobleme und ungeschultes Hilfspersonal gehören. ACOG, die Abkürzung für "Atlanta Committee for the Olympic Games" steht am Ende in der Hauptstadt Georgias als sarkastisches Kürzel für "Atlanta Can't Organize Games".

Johnson - der Mann mit dem goldenen Schuh

Auf ihn blicken Fans und Gegner mit Respekt: Viertelmeiler Michael Johnson. Bei der WM 1995 in Göteborg hat der Texaner mit dem unorthodox aufrechten Laufstil bereits die 200 und die 400 Meter für sich entschieden. Und so kommt es auch in Atlanta - inklusive eines fantastischen Weltrekords über die halbe Stadionrunde (19,32 Sekunden). Derselbe Doppel-Erfolg über 200 und 400 Meter gelingt auch der Französin Marie-José Pérec. Sie ist zudem die erste Frau, die die 400 Meter bei zwei aufeinander folgenden Spielen gewinnt - in Atlanta zudem mit olympischem Rekord von 48,25 Sekunden. Als Seriensieger trägt sich Carl Lewis in die Annalen ein: Er gewinnt zum vierten Mal in Folge den Weitsprung. Zehnkämpfer Dan O'Brien kann vor heimischer Kulisse endlich die großen Erwartungen erfüllen und holt Gold. Ein bis dato nur Insidern bekannter Schlacks aus Recklinghausen erobert frank und frei Silber - und die Herzen der deutschen Leichtathletik-Fans: Frank Busemann. Lars Riedel, Ilke Wyludda (beide Diskus) und Astrid Kumbernuss (Kugel) glänzen mit Gold.

Michael Johnsons historischer Sieg

Michael Johnson (USA) nach seinem Olympia-Sieg auf 200 m in Atanta © ullstein bild - AP
Historisches Double über 200 und 400 m: Michael Johnson.
Gold über die Viertelmeile hat er schon. Doch Weltmeister Michael Johnson will auch auf der halben Stadionrunde gewinnen. Das schafft er auch, mit einem fantastischen Weltrekord. "Ich wollte in die Geschichte eingehen. Und beim Ausgang der Kurve wusste ich, dass ich noch nie so schnell gelaufen war." So schildert US-Langsprinter Michael Johnson nach seinem Sieg über 200 Meter den Verlauf eines wahrhaft historischen Rennens. 19,32 Sekunden, ein sensationeller Weltrekord, 34 Hundertstel schneller als seine eigene Bestmarke zuvor, eine neue Dimension. "Whoooooosh", titelt die Tageszeitung "Atlanta Journal-Constitution" ebenso knapp wie treffend. Und: Nie zuvor hat ein (männlicher) Athlet bei Olympischen Spielen sowohl die 400 als auch die 200 Meter für sich entschieden. Mit zweimal Gold ist Johnson der Top-Athlet der Spiele von Atlanta; der Französin Marie-José Pérec gelingt derselbe Coup.

Konkurrenz fassungslos

"Noch nie in meinem Leben habe ich vor einem Rennen so einen großen Druck gespürt", gibt der diplomierte Marketing-Fachmann nach dem Weltrekord Einblick in sein Innenleben. "Aber ich habe immer gesagt, dass ich den Druck brauche, um Höchstleistungen zu bringen. Ich liebe es, Angst in den Startblöcken zu haben. Und ich hatte wirklich Angst." Nötig ist die Angst nicht. Schon der Zweitplatzierte, der Namibier Frankie Fredericks, kommt mit einem Rückstand von 36 Hundertstel ins Ziel. "Mir fehlen die Worte", meint der Silbermedaillengewinner fassungslos. Der sonst so "coole" Johnson gibt indes alle Zurückhaltung auf, fällt auf die Knie, küsst die Bahn, bricht in Jubel aus und schließt bei der Ehrenrunde seine Eltern in die Arme.

Manager seines Nachfolgers

Schon vier Tage zuvor ist sein 400-Meter-Sieg in 43,49 Sekunden eine Demonstration der Stärke: Der zweitplatzierte Brite Roger Black hat im Ziel fast eine Sekunde Rückstand. Und schon da zeigt Johnson Gefühle. Sonst auch nach Siegen eher nüchtern, schleudert der Mann mit dem unnachahmlich aufrechten Laufstil seine goldenen Rennschuhe ins Publikum. Die Spiele in Atlanta machen den Texaner zum Superstar der Leichtathletik. Immer wiederkehrende Dopinggerüchte weist er energisch zurück: "Wenn man deutlich schneller ist als andere, versuchen sie immer, einem etwas anzuhängen", ist sein Motto. Trotz aller Erfolgserlebnisse hat der Sport für Johnson "wenig mit Spaß zu tun. Es ist ein Geschäft und eine harte Herausforderung, die ganz einfach darin besteht, immer schneller zu laufen als die anderen. Wenn das klappt, dann laufen die Geschäfte außerhalb des Sports. Und das ist mir wichtig. Schließlich will ich nicht mein Leben lang rennen, um meine Rechnungen zu bezahlen."
Das ist auch nicht nötig. Mit fünfmal Olympia-Gold, neun WM-Titeln und den Weltrekorden über 200 und 400 Meter geht Johnson im Alter von 34 Jahren nach der WM-Saison 2001 in den vorläufigen "Ruhestand". Doch der Leichtathletik bleibt er treu: als Manager seines olympischen Nachfolgers Jeremy Wariner, der über sein Vorbild sagt: "Alles was er erreicht hat, will ich auch schaffen und noch einen draufsetzen."


Doppel-Gold für deutsche Reiter

Gold schmeckt: Springreit-Olympiasieger Ulrich Kirchhoff (Lohne), erfolgreich im Einzel- und Mannschaftswettbewerb © picture-alliance / dpa
Gold schmeckt: Springreit-Olympiasieger Ulrich Kirchhoff.
Zum König bei den Schwimmern krönt sich der Russe Alexander Popow. Er wiederholt sein Doppel-Gold von Barcelona über 50 und 100 m Freistil und gewinnt noch zwei Silbermedaillen. Aufsehen erregt der türkische Gewichtheber Naim Suleymanoglu. Der nur 1,50 Meter große 29-Jährige holt als erster Athlet seiner Zunft das dritte Olympia-Gold - mit Weltrekord von 335 Kilogramm im Zweikampf. Zwei Tage vor seinem Medaillengewinn betrinkt sich der neue "Nationalheld" und wird gegen einen chinesischen Funktionär im Athletendorf handgreiflich: Der Mann hatte ihn aufgefordert, nicht auf die Straße zu urinieren.
Mit sehr viel mehr Anstand imponieren die deutschen Reiter, die gleich zwei Doppelgold-Gewinner stellen: Springreiter Ulrich Kirchhoff und Dressurreiterin Isabell Werth gelingt je ein Sieg im Einzel und mit der Mannschaft. Am Ziel seiner Träume ist auch Andreas Wecker. Ein Jahr nach dem Gewinn des WM-Titels holt sich der Berliner am Reck auch Olympia-Gold - das erste für einen deutschen Kunstturner seit 1988.(sportschau)