Lance Armstrong gibt aufEnde einer Legende?

Szene | 24. August 2012
Lance Armstrong will nicht mehr kämpfen - nach Jahren, in denen er sich stets gegen schwere Dopingvorwürfe gewehrt hat. Nun droht ihm eine lebenslange Sperre. Und die Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Titel.
Irgendwann kommt der Punkt im Leben eines jeden Mannes, an dem er sagen muss "Genug ist genug". Für mich ist dieser Zeitpunkt jetzt." Mit diesen Worten beginnt die Erklärung von Lance Armstrong, in der er den Kampf gegen die erneuten Dopingvorwürfe aufgibt. Damit endet wohl recht unrühmlich nicht nur der aktuelle Rechtsstreit, sondern auch die sportliche Karriere eines der erfolgreichsten Radprofis überhaupt: Der Verlust seiner sieben Tour-de-France-Titel droht, und die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA ließ verlauten, den US-Amerikaner, der zuletzt im Triathlon aktiv war, mit einer lebenslangen Sperre belegen zu wollen.

"Keine Chance auf einen fairen Prozess"

Als Grund für seinen Entschluss - trotz dieser Konsequenzen - nannte Armstrong, dass er keine Chance auf einen fairen Rechtsstreit sehe: "Ich weigere mich, an einem Prozess teilzunehmen, der einseitig und unfair ist", sagt er in seinem offiziellen Statement, in dem er von einer "Hexenjagd" gegen ihn seitens des USADA-Chefs Travis Tygart spricht und das Recht der Anti-Doping-Behörde in Frage stellt, ihm seine Tour-Siege abzuerkennen. Beidem widersprach Tygart. Mehr noch: John Fahey, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sieht laut SPIEGEL Online im Rückzug Armstrongs gar dessen Eingeständnis, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe Substanz gehabt hätten. Dem Regelwerk nach kann nun die USADA die entsprechenden Strafen verhängen, die von allen Ländern anerkannt werden müssen, die sich dem Wada-Code unterworfen haben. Und die lauten im schlimmsten Fall eben: Tour-Titel weg und lebenslange Sperre.

Die Flucht nach vorn

Lance Armstrong und einige seiner Vertrauten waren bereits im Juni diesen Jahres des Dopings angeklagt worden. In seinem ehemaligen Team US Postal soll jahrelang mit illegalen Substanzen gehandelt und gedopt worden sein, von einer regelrechten "Doping-Verschwörung" war die Rede. Eine Klage Armstrongs gegen die USADA scheiterte vor Kurzem, sodass er einen öffentlichen Prozess fürchten musste: Ein Gericht in seiner Heimatstadt Austin (Texas) hatte die Ermittlungen gegen ihn für rechtens erklärt. Wäre er mit seiner Klage erfolgreich gewesen, hätte er sich nicht dieser Entscheidung stellen müssen, die er nun getroffen hat: Armstrong verzichtet auf eine Verhandlung vor dem Schiedsgericht, in der er gegen die Vorwürfe hätte vorgehen können und riskiert Titelverlust und Sperre. Auf seiner Website teilte er mit: "Ich werde mich mit dieser Angelegenheit nicht länger beschäftigen und mich der Arbeit zuwenden, die ich begonnen habe, bevor ich auch nur einen einzigen Tour-de-France-Titel gewonnen habe: vom Krebs betroffenen Menschen und deren Familien zu helfen." Er werde sich künftig ganz der Arbeit seiner Stiftung widmen und "nach vorne blicken".

Rückt Jan Ullrich nach?

Ob Jan Ullrich, der dreimal hinter Armstrong auf Platz zwei die Tour beendete, bei einer Aberkennung dessen Titel nachträglich zum Sieger ernannt wird, ist noch ungeklärt. Der Tour-Erstplatzierte von 1997 wurde kürzlich vom Sportgerichtshof CAS des Dopings für schuldig gesprochen und seine Ergebnisse ab Mai 2005 rückwirkend gelöscht. (trimag)