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Mittwoch, 12. September 2012

Olympia-Geschichte 1920-1936 - Paris 1924: Die Spiele der Superstars


Paris 1924: Die Spiele der Superstars

Der finnische Läufer Paavo Nurmi (l.) siegt bei Olympia 1924 in in Paris im 5000-Meter-Lauf. © picture-alliance/ dpa
Finnlands "Wunderläufer" Paavo Nurmi (l.).
Noch einmal Spiele in Frankreich - das wünscht sich IOC-Präsident Pierre de Coubertin zu seinem Abschied. Und er bekommt sie, in Paris. Diesmal - und im Gegensatz zu 1900 - perfekt organisiert und mit herausragenden sportlichen Leistungen: Allein in der Leichtathletik werden trotz teils extremer Hitze sieben Weltrekorde aufgestellt. Allerdings muss Coubertin auch eine persönliche Niederlage einstecken. Gegen den erklärten Willen des IOC-Präsidenten erstreiten sich die Frauen, die bereits 1921 mit der "Frauen-Olympiade" eine ernst zu nehmende Gegenveranstaltung initiiert hatten, ihre erste "offizielle" Teilnahme an den Spielen. Nach 78 weiblichen Aktiven 1920 sind diesmal 136 Frauen bei Olympia vertreten - in sechs Sportarten. Eine Gruppe von lieblosen Holzbaracken mit Speise- und Aufenthaltsräumen sowie einem Postbüro bilden das erste Olympische Dorf. Die Deutschen sind - wie 1920 - abermals von den Spielen ausgeschlossen.

Heldentaten von Nurmi und Weissmüller

Fünfmal Gold - so sieht die Erfolgsbilanz von Paavo Nurmi in Paris aus. Nach acht Weltrekorden rennt der finnische "Wunderläufer" in der französischen Hauptstadt endgültig auf den Olymp. Zwei Siege - über 1.500 m und 5.000 m - holt der dreimalige Olympiasieger von Antwerpen binnen nur einer Stunde. "Kurz nach dem Lauf war Nurmi noch so frisch und gut gelaunt wie nach einem kurzen Training", notiert der französische Journalist Gaston Bénac im ARD-Olympia-Buch nach Nurmis Doppelerfolg an jenem Tag. Ebenso sensationell, aber öffentlich weniger beachtet, schlägt sich Nurmis Landsmann Vilho Ritola. Mit viermal Gold und zweimal Silber übertrumpft Ritola den großen Nurmi sogar nach Zahl der gewonnenen Plaketten.

Johnny Weissmüller: Gold für "Tarzan"

Der amerikanische Schwimmer Johnny Weissmüller hat in Paris das Finale über 400 Meter gewonnen. © ullstein bild
Olympiasieger und Hollywood-Star: Johnny Weissmüller.
Über 100 und 400 Meter Freistil sowie mit der 4x200-m-Freistil-Staffel der USA ist Johnny Weissmüller 1924 jeweils in Weltrekordzeit vorn. Ganz "nebenbei" holt er mit den US-Wasserballern Bronze. Fünf Jahre zuvor hatte sein erster Trainer den kränklich wirkenden 15-Jährigen noch abgewiesen: kein Talent, so dessen irrige Diagnose. Erst Starcoach William Bachrach aus Chicago kitzelt das Potenzial des Jungen, der als Dreijähriger aus dem Banat (damals Ungarn, heute Rumänien) mit seinen Eltern in die USA eingewandert war, mit hartem Training heraus. Mit 18 hat Weissmüller bereits zwölf Weltrekorde aufgestellt. Ihn schwimmen zu sehen, sei "ästhetischer Genuss", formuliert der österreichische Sportfotograf Lothar Rübelt später. Weissmüller, der die 100-m-Freistil-Distanz als erster Mensch unter einer Minute zurücklegt, pflegt - vor allem im Schlussspurt - seinen eigenen Stil, den "American Crawl", bei dem er mit dem Oberkörper über Wasser bleibt.
Nicht nur seine Rennen sind spektakulär: In Pausen zwischen den Wettkämpfen unterhält der 20-Jährige die Zuschauer mit einer Sprungnummer vom Turm. Vier Jahre später wiederholt Weissmüller bei den Spielen in Amsterdam seine Erfolge über 100 Meter Freistil und mit der Staffel. In den zehn Jahren seiner Schwimm-Karriere bringt er es auf 51 Weltrekorde; etliche weitere sollen erst gar nicht protokolliert worden sein.

Hollywood-Karriere mit Urschrei

Seine anschließende Film-Karriere ab 1932 entpuppt sich als Fluch und Segen zugleich für den fünfmaligen Olympiasieger. Einerseits avanciert Weissmüller, dessen athletische Erscheinung ihn für die Darstellung des unbesiegbaren Dschungelhelden prädestiniert, als "Tarzan" abermals zum Weltstar. Er verdient Millionen und zählt Kino-Legenden wie John Wayne und Humphrey Bogart zu seinen Freunden. Andererseits wird das Jahrhunderttalent des Schwimmsports die Rolle des sanftmütigen, aber intellektuell limitierten Dschungelmenschen bis zum bitteren Ende nicht mehr los.

Finanzielle Probleme im Alter

Für Geld hat der Lebemann keine Hand und das Glück mit den Frauen, die ihn vergöttern, ist ihm nicht hold: Gierige Manager und vier Scheidungen lassen das Vermögen Weissmüllers schmilzen wie Eis in der Sonne. Noch im Alter von 69 Jahren muss er als Türsteher in Las Vegas Hotelgäste begrüßen. Und auch hier ist er auf seine Rolle festgelegt: "Ich Tarzan, du willkommen", lautet sein Spruch. Weissmüller verfällt dem Alkohol und landet in einem Altersheim für verarmte Schauspieler. 1979 wird er für "geistig verwirrt" erklärt, seine fünfte Ehefrau Maria bringt ihn nach Acapulco in Mexiko, wo er am 20. Januar 1984 stirbt. Als der Sarg ins Grab hinuntergelassen wird, startet ein Tonband - mit dem Tarzan-Schrei.

Paavo Nurmi - Das finnische Laufwunder

Der finnische Läufer Paavo Nurmi (l) siegt bei der Olympiade 1924 in Chamonix bei Paris im 1500-Meter-Lauf. © ullstein bild - ullstein bild
Paavo Nurmi siegt in Paris über die 1500 m.
Mit außerordentlichem taktischen Geschick und einer unvergleichlichen Ausdauerleistung holt der 27-Jährige Paavo Nurmi in Paris insgesamt fünfmal Gold, darunter den legendären Doppelsieg über 1.500 und 5.000 Meter innerhalb einer knappen Stunde - jeweils mit olympischem Rekord. Für diese Meisterleistung begnügt sich der schweigsame Finne über die kürzere Distanz mit einem gleichmäßigen, langsamen Tempo. Im anschließenden Finale über 5.000 Meter liefert er sich mit seinem Landsmann Vilho Ritola, der zuvor die 10.000 Meter für sich entschieden hat, ein erbittertes Duell, das die Zuschauer begeistert. In der Schlussrunde holt Ritola noch einmal auf, doch Nurmi rettet einen Schritt Vorsprung bis ins Ziel.
Erst 80 Jahre später (!) gelingt dem Marokkaner Hicham El Guerrouj 2004 in Athen ebenfalls ein Doppelsieg über die beiden Mittelstrecken - allerdings in einem Abstand von fünf Tagen.

Warten auf den dritten Mann

Zwei Tage später triumphiert Nurmi auch noch doppelt beim 10.000-Meter-Geländelauf, bei dem Einzel- und Mannschaftswertung gleichzeitig ausgetragen werden. Während Nurmi hinter dem Ziel schon seine Schuhe wechselt, biegt Ritola als Zweiter ins Stadion ein. Aber wo bleibt der dritte Mann für die Teamwertung? Fast vier Minuten vergehen, ehe Heikki Liimataien in die Arena taumelt. Völlig ausgepumpt, bleibt der Geländelauf-Bronzemedaillengewinner von Antwerpen 30 Meter vor der Ziellinie stehen und torkelt dann in die falsche Richtung weiter. Erst die lautstarken Zurufe der Zuschauer bringen ihn wieder auf Kurs, und schließlich findet er nach weiteren zwei Minuten das Ziel. Dennoch gewinnt das finnische Trio die letztmalig ausgetragene Mannschaftswertung vor den USA und Frankreich.

Verbitterung nach lebenslanger Sperre

Vier Jahre später in Amsterdam tauschen Nurmi und Ritola die Goldmedaillen auf den Langstrecken - Nurmi siegt über 10.000, Ritola über 5.000 Meter. Lauf-Legende Nurmi, dessen "mathematischer Gebrauch von Zeit" auch den späteren IOC-Präsidenten Avery Brundage fasziniert, zieht sich vom aktiven Sport zurück, nachdem ihm 1932 - kurz vor Beginn der Spiele in Los Angeles - der Amateurstatus entzogen wird. Lebenslängliche Sperre! Vorwurf: Er habe zu viel Geld für Reisekosten zu einem Wettbewerb in Deutschland erhalten. Nurmi, der aus der Kargheit seiner Jugendzeit so viel Motivation schöpfte, versteht die Welt nicht mehr und versinkt in Verbitterung, aus der er erst 20 Jahre später aufsteigt: 1952 bei den Spielen von Helsinki begeistert er noch einmal ein Stadion - als Schlussläufer der olympischen Fackelträger. Nurmi stirbt am 2. Oktober 1973 in Helsinki. "Er war kein glücklicher Mensch", schreibt Finnlands Staatspräsident Kekkonen - früher selbst Sportler - am Ende seines Nachrufs auf einen der Größten des Sports.




In puncto Popularität kommt allein Johnny Weissmüller dem finnischen Ausnahme-Läufer nahe. Der US-Schwimmer, Sohn Siebenbürger Schwaben, glänzt in Paris mit drei Goldmedaillen - sowie Bronze im Wasserball. Unsterblich wird der damals 20-Jährige später in Hollywood - als Darsteller des legendären "Tarzan", dessen weltberühmter Dschungelschrei, wie er später offenbart, auf viel geübtes alpines Jodeln zurückzuführen ist. 

Beißer beim Boxen

Für ein Novum sorgt Weitspringer William Hubbard: Dem Amerikaner gelingt als erstem Schwarzen der Sieg in einem Einzelwettbewerb. Gold über 100 Meter geht dagegen erstmals an einen Europäer: Harold Abrahams aus Großbritannien gewinnt in 10,6 Sekunden. Abrahams, Jurastudent der Universität Cambridge, durchbricht damit in Paris die Vorherrschaft der Sprinter aus Übersee. Erst 36 Jahre später schnappt mit dem Deutschen Armin Hary (1960 in Rom) wieder ein Europäer den US-Boys Gold über 100 Meter weg. 
Im Turnen dominieren die Schweizer mit zwei Gold-, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen. Beim Boxen nimmt der Franzose Roger Brousse den Begriff "Durchbeißen" allzu wörtlich: Er wird im Viertelfinale nachträglich disqualifiziert, weil er seinen Gegner, den Briten Harry Mallin, mehrmals in Brust und Schulter gebissen hat. Mallin gewinnt am Ende Olympia-Gold. (sportschau)

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