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Mittwoch, 12. September 2012

Olympia-Geschichte: 1988 bis 2008 - Sydney 2000: Spiele im Zeichen des "Thorpedo"


Sydney 2000: Spiele im Zeichen des "Thorpedo"

Die australische 400-m-Doppelweltmeisterin Cathy Freeman bei der Eröffnungsfeier in Sydney 2000 mit der Fackel in der Hand © ullstein bild - Reuters
Cathy Freeman entzündet das olympische Feuer.
Vier Jahre nach der Kommerz-Schlacht von Atlanta sehnt sich die olympische Familie nach einer Rückbesinnung auf alte Werte. Das klappt schon bei der Eröffnungsfeier: Die von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, abstammende 400-Meter-Läuferin Cathy Freeman entzündet in einer bewegenden Zeremonie das olympische Feuer und setzt so ein Zeichen der Verbrüderung mit der weißen australischen Bevölkerung. Eine reibungslose Organisation und die weltoffene Herzlichkeit der Gastgeber inspirieren Athleten und Publikum bei den "Grünen Spielen" - ganz im Sinne des vier Jahre zuvor so schmerzlich vermissten olympischen Geistes.

Olympia der Superlative

Cathy Freeman - Australiens Symbolfigur

Die Australierin Cathy Freeman nach ihrem Olympiasieg in Sydney 2000 © picture-alliance / dpa
Cathy Freeman nach ihrem Olympiasieg in Sydney.
Schon die Eröffnungsfeier verheißt Symbolik pur: In einem großen Wasserbassin wird das olympische Feuer entzündet. Cathy Freeman ist die Auserkorene, eine Bessere kann es nicht geben. Die Aboriginee, die Weltmeisterin, die große Hoffnungsträgerin. Schon da gibt sie ein Zeichen der Versöhnung und ab da ist sie eigentlich immer überall. Kameras verfolgen sie auch nach dem Training, jeder Schritt wird groß gezeigt.

Glanzvoller Sieg, traumatische Erfahrung

Zehn Tage später hält der Kontinent den Atem an, beim Finale über die Stadionrunde. Im grünen Ganzkörperanzug und mit Laufschuhen in den Farben ihres Stammes erkämpft sie Gold für ihr Land. 49,11 lange Sekunden - dann steht der Sieg fest, der erste einer Angehörigen der australischen Ureinwohner bei Olympia! Freeman fällt eine zentnerschwere Last von den Schultern. Minutenlang sitzt sie auf der Tartanbahn und hält inne, ehe sie die Ovationen der begeisterten Zuschauer entgegennimmt. Die Ehrenrunde nach dem glanzvollen Sieg nutzt sie zu einer besonderen Geste: Sie schwenkt zugleich die Fahne ihres Volkes und die australische. So wird Cathy Freeman zur Symbolfigur für die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in Australien, zum Gesicht der "Millennium-Spiele". "Es war wunderbar, fabelhaft, der Gipfel meiner Karriere. Aber es war auch so unglaublich traumatisch", schreibt sie drei Jahre später bei ihrem Rücktritt.

Auf der Suche nach sich selbst

Freemans Erfolg wird hochstilisiert zum Sieg der Aborigines, der unterdrückten Ureinwohner. "Es gibt Momente, in denen ich es immer noch nicht ganz fassen kann", meint sie später. "Der große Stellenwert dieses Erfolges macht mir manchmal ein bisschen Angst." Zumal sich der Erfolg nicht wiederholen lässt, wie sie erkennt. Ein Jahr nach ihrem Rücktritt am 15. Juli 2003 hat sie zwar kaum an Popularität eingebüßt, doch an Perspektive nur bedingt gewonnen. "Manchmal komme ich mir verloren vor, weil ich einfach nicht weiß, wo mein Platz in der Welt ist", gesteht sie kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 2004 in Athen, bei denen sie für das australische Fernsehen das 400-Meter-Finale kommentiert. Dem "Daily Telegraph" schildert sie ihre innere Zerrissenheit so: "I might be a champion athlete but that doesn't make me a champion person." (Ich bin vielleicht ein Meister-Athlet, aber das macht mich nicht zu einem meisterlichen Menschen".) "Laufen", so erläutert Freeman seinerzeit, "war für mich eine Flucht vor meinem chaotischen Leben". Diese Flucht hat ein Ende. Ihr Lebensmotto, als Tattoo auf ihre rechte Schulter geprägt, gilt dagegen weiter, mit allen Unwägbarkeiten: "Cos I'm free." ("Weil ich frei bin").
Der Erwartungshaltung, zur Jahrtausendwende etwas Besonderes auf die Beine stellen zu müssen, halten die Organisatoren der mit 10.651 Athleten in 300 Wettbewerben bislang größten Spiele unverkrampft stand. IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch spricht am Ende von den "besten Spielen, die es je gegeben hat". Sie sind geprägt von Top-Stars wie den Leichtathletinnen Marion Jones (die allerdings später des Dopings überführt wurde) und Cathy Freeman, Schwimm-"Wunderkind" Ian Thorpe, aber auch Birgit Fischer und 800-m-Sensationssieger Nils Schumann.

Drechsler springt noch einmal auf den Thron

Der damals 22 Jahre alte Europameister aus Großengottern setzt sich über die kurze Mittelstrecke in 1:45,08 Minuten sensationell gegen alle Konkurrenz durch. Nach verhaltener erster Runde findet Schumann erst eingangs der Zielgeraden durch die Lücke, stößt zwischen den Führenden durch und hält auch dem Schlussspurt von Weltrekordler Wilson Kipketer (1:45,14) stand. Es ist das erste Gold eines Deutschen über diese Strecke. Ihr zweites Olympia-Gold im Weitsprung holt Heike Drechsler. Die Jahrhundert-Leichtathletin setzt sich - fast 36-jährig - im Spätherbst ihrer unvergleichlichen Karriere mit 6,99 Meter zum zweiten Mal nach Barcelona 1992 durch. Erfolgreichste deutsche Sportlerin ist aber die Kanutin Birgit Fischer mit zweimal Gold - im K2 und K4. Damit schraubt die damals 38 Jahre alte Brandenburgerin ihre beeindruckende Bilanz auf sechs Olympiateilnahmen (1980 bis 2000) und insgesamt sieben Goldmedaillen. Sie ist die erste Frau überhaupt, die nach 20 Jahren (!) bei den Spielen erneut Edelmetall gewinnt.

"Big Foot" Thorpe: Aus dem Pool in die Prägeanstalt

Die weiteren Glanzlichter setzen vor allem die Schwimmer: Cathy Freemans Landsmann Ian Thorpe und der Niederländer Pieter van den Hoogenband liefern sich dramatische Duelle. Während der schmächtige Holländer die 100 und 200 Meter Freistil für sich entscheidet, gewinnt der Lokalmatador drei Titel und einmal Silber: Zweimal Gold davon (über 400 Meter Freistil und mit der 4x100-Meter-Staffel) sichert sich der damals 17-Jährige mit den schwimmflossengroßen Füßen innerhalb einer Stunde jeweils in neuer Weltrekordzeit. Kein Wunder, dass sie ihm einen neuen Spitznamen verleihen: "Thorpedo". "Ich kam mir vor wie ein Gladiator im Colosseum", empfindet der neue Nationalheld der ohnehin schon schwimmbegeisterten "Aussies" den Hype am Tag seines denkwürdigen Doppelerfolgs. 24 Stunden später prangt Thorpes Konterfei auf zwei Sonderbriefmarken.
Allerdings: Immer neue Dopingskandale machen das Ausmaß des Betrugs im internationalen Sport deutlich. Zehn Fälle gibt es in Sydney, darunter den des deutschen Ringer-Olympiasiegers Alexander Leipold: Er muss - wie fünf andere Medaillengewinner - sein Edelmetall nach positiver Probe zurückgeben. (sportschau)

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